30 Juni 2012

Wahl in Wewak


Hier in Wewak war am Dienstag Wahltag. Wir hatten Anweisung vom Management, den Compound nicht zu verlassen. Entsprechend fand kein Flugprogramm von Wewak aus statt. Aber es verlief alles ganz normal und ruhig. Wir rechnen, wenn überhaupt, erst mit brenzligen Situationen, wenn die Wahlergebnisse ausgezählt und veröffentlicht werden. Das passiert ab dem 5. Juli. 
Für die East Sepik Provinz werden die Wahlurnen hier in Wewak bei den Boram Baracks gesammelt, einem Militärstützpunkt. Dort wird dann am 5. Juli mit der Auszählung begonnen; ebenfalls durch das Militär.
In den Tageszeitungen liest man, dass es landesweit an manchen Plätzen dennoch zu Auseinandersetzungen kommt, Wahlurnen geklaut werden... An anderen Plätzen sind die Wahlpapiere nicht rechtzeitig da... Irgendwie typisch. Aber irgendwie leider auch ziemlich frustrierend.
Mathias hätte am Dienstag eh nicht fliegen können. Irgendein Virus vermutlich. Schnupfen, Kopfweh, Fieber. Lag den ganzen Tag im Bett, ebenso am Mittwoch.
Martin hatte ab Mittwoch dann entsprechend volle Flugtage. Das schlägt rein, wenn nur ein Pilot zur Verfügung steht und sowieso mehr Anfragen da sind, wie machbar sind. Was ist wichtig? ...
Aber das geht grad allen MAF Stationen hier im Land so. Akuter Pilotenmangel, weil einige im Urlaub sind und andere trainingsbedingt nur eingeschränkt fliegen können.

Pfannkuchen über dem Holzfeuer


Mandy war am Donnerstag wieder im Gefängnis. Auf dem Programm stand „Kuk“. Die Frauen hatten sich Pfannkuchen gewünscht. Berthlen hatte irgendwann irgendwo mal Pancakes aufgeschnappt und wollte wissen was es ist.
Mit Papier und Stift bewaffnet kam sie dann auch und hat die Zutaten und die Vorgehensweise dann auch gleich parallel mitgeschrieben. Die Wächterin hat auch gut aufgepasst – weniger auf die Frauen, mehr auf die Zubereitung...  ;o)

Jaqueline ist dran

Ich habe den Teig gemacht und den ersten Pfannkuchen. Danach hat jede der Frauen ein paar über dem Holzfeuer ausgebacken. Hat gut funktioniert und auch prima geschmeckt! Sogar der kleinen Matisha.

Es schmeckt. Judith, Berthlen mit Matisha.

Währenddessen hat Pauline den Frauen nach und nach wieder einen neuen Stich gezeigt. Denn die beiden anderen Male zuvor stand „Samap“ auf dem Programm. Paulines Anliegen ist es, den Frauen verschiedene Nähstiche zu lernen, denn im Busch haben sie in der Regel keine Nähmaschine, aber zu nähen gibt es dennoch viel. Dieses Mal ging es darum, den Gummi in den Rock einzunähen. Ich musste lachen: Gummi heißt auch auf Tok Pisin Gummi. Im Gesprächsverlauf klingt es dann echt witzig, wenn man auf einmal ein deutsches Wort hört. 

Pauline zeigt Berthlen einen neuen Stich.


25 Juni 2012

35 Flugminuten statt 10 Tage Fußmarsch




Leethy, Lowa, Thimothy und Tommy haben gerade die Bibelschule der Christlichen Brüdergemeinde in Anguganak beendet und sind an ihrem Heimatdorf Green River angekommen. Dort wurden sie als „Führer der nächsten Generation“ begrüßt. Der Flug ist für sie unbezahlbar. MAF finanziert daher über 80% der Kosten mit Spenden aus anderen Ländern.
Green River ist ein Dorf, tief im westlichen Sepikgebiet. Von Wewak sind es 80 Minuten Direktflug. Es gibt eine Schule dort und eine große, gut ausgebaute Landebahn. Die wurde vom Australischen Militär vor vielen Jahren angelegt um die Grenze nach Indonesien zu sichern. Leider gibt es in Green River kein Funkgerät und auch keinen Handyempfang, mit dem die Einwohner ein Flugzeug von MAF anfordern können. Wir erfahren über Umwege, wenn ein Passagier fliegen möchte. 
Was funktioniert ist das Funkgerät des örtlichen Gesundheitspostens. Damit können ggf. auch medizinische Notfallflüge angefordert werden.
MAF möchte nicht in dieser Gegend fliegen, da die Kommunikation schlecht ist (für Wetterinformationen) und wir lange fliegen müssen, um dort anzukommen. Wer zahlt die Kosten? Trotzdem rechnen wir mit steigender Nachfrage, weil ein lokaler Flugdienst vor kurzem seinen Betrieb eingestellt hat. Viele Buschdörfer sind abgeschnitten von regelmäßigen Transportdiensten. Das setzt MAF PNG gewissermaßen auch unter Druck, denn schließlich sind wir hier um zu helfen, aber müssen auch schauen, wie wir mit unseren personellen und finanziellen Ressourcen haushalten können.
Vor ca. 5 Jahren wurde die Base in Vanimo für den MAF Betrieb geschlossen. Vanimo ist die Provinzhauptstadt der Sandaun Provinz /West-Sepik), zu der auch Green River gehört. Ausschlaggebend war v.a., dass ein mittlerweile hochrangiger Politiker in einem Anfall aus Was-auch-immer, die damals dort stationierte MAF Familie mit Waffengewalt von ihrem Haus vertrieben hat und es für sich beansprucht hat. Diese Geschichte haben wir jetzt wieder vielen Einheimischen erzählt, da dieser Herr zzt. viel Macht im Land hat und lautstark Wahlkampf betreibt. Wir befürchten, dass wenn er gewinnen sollte, PNG in eine Diktatur abstürzt...

24 Juni 2012

Hochzeitskuchen

 



So sah er aus, der Hochzeitskuchen, den Mandy am Freitag für ein einheimisches Hochzeitspaar gemacht hat.
Im Gegenzug haben wir am Abend einen Teller voller Mumu bekommen: im Erdofen gekochtes Schweinefleisch, Süßkartoffeln und Bananen, was auch sehr lecker war.
Das ganze ist ein Schokoladenbiskuit mit dick Zuckerguss. Hauptsache bunt ist hier das Motto und Hauptsache viel, dass jeder der Gäste ein kleines Stück wenigstens bekommt. Kuchenbüffets wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es hier nicht und so ist der Hochzeitskuchen der ganze Stolz einer Hochzeit.

22 Juni 2012

Wewak Dream Team




Martin und Mathias kurz vorm Abflug in Mt. Hagen nach Wewak. Schlussendlich landete Martin allerdings auf dem Sitz in der zweiten Reihe hinter dem Co-Piloten für ein Nickerchen. Mandy war die Co-Pilotin, jedoch ohne Uniform und ohne wirklich Ahnung vom Fliegen...  ;o)
Zu zweit sind wir am Montag nach Mt. Hagen geflogen. Das Flugzeug musste in die Werkstatt und außerdem musste das Radlager gecheckt werden, welches die Woche zuvor   mit seltsamen Geräuschen auf sich aufmerksam gemacht hatte und Mathias Flugprogramm und das der gesamten Wewak Base durcheinander gebracht hatte.
Während Mathias fast die ganzen drei tage im Hangar mit am Flugzeug geschraubt und geputzt hat, hat Mandy viele andere MAF-Frauen getroffen, war shoppen und hatte einfach auch ne gute Zeit. Außerdem konnten wir unser Internetproblem und Computerproblem vorerst mal beheben, wofür wir sehr dankbar sind. 
Jetzt sind wir wieder in Wewak. Mathias hat heute ein volles uns langes Flugprogramm, Mandy macht eine Hochzeitstorte und morgen beginnt die Stimmabgabe für die Wahlen hier im Land. Wir sind gespannt, wie sich die Stimmung hier in der Stadt entwickelt, ob es ggf. eskaliert.
In Mt. Hagen war das Stadtbild sowie der Flugplatz geprägt von viel Militärpräsenz. PNG hat Unterstützung von Australien und Neuseeland; vor allem im Hochland. Man rechnet mit Gewalt, aber hofft eben durch diese Militär- und Polizeipräsenz die Leute davon abzuhalten. In Mt. Hagen ist es ruhig wie seit langen nicht, sagen uns die MAF Familien. Aber an Buschplätzen wurden dennoch scharfe Waffen gesehen, berichten Piloten.
Wir sind aufmerksam und beobachten, haben einen sog. Go-Bag gepackt, eine Lebensmittelkiste ebenso, falls wir kurzfristig Wewak verlassen müssen. Das Gute: uns stehen Flugzeuge zur Verfügung. 
Aber wir haben auch unsern Glauben, wenn er auch klein sein mag, unsern Glauben an einen großen Gott, der uns aber eben auch die Leute hier in PNG grundsätzlich vor einer Eskalation der Situation bewahren kann und eine friedvolle Wahl schenken kann.
Danke, wenn ihr einfach mit uns um diese Situation betet.

11 Juni 2012

Fliegender Bibelverkäufer und noch anderes aus der letzten Woche


Montag – Lange Flüge
Zwei Einheimische von Karrawari nach Hagen zu einer großen Konferenz einer einheimischen Kirche. Eine NTM Familie von Goroka nach Wewak. Der Flug hat eine Stunde und fünfzig Minuten gedauert. Rekord!
Dienstag – Missionare und Bibeln in den Busch
Gerhard und Brigitte Stamm sind heute nach Moropote geflogen. Dort bleiben sie zehn Tage für einen Pastorenkurs.
Heute starte ich auch mit dem Bibelverkauf. Luke, der MAF-Agent in Moropote bekommt von mir eine geschenkt. Weitere 10 gebe ich Gerhard zum Verkauf. Bis ich das Flugzeug wieder beladen und alle Papierarbeit erledigt habe, sind die Bibeln schon verkauft. „Du musst mehr mitbringen, wenn du uns abholst!“
Mittwoch – Ein Medevac nach Vanimo, Kundenbeschwerden und organisierter Bibelverkauf 
Einen älteren, sehr schwachen Mann habe ich heute von Sibilanga nach Vanimo geflogen. Er war schon mehrere Tage im Busch-Krankenhaus in Sibilanga, bis die Krankenschwester eine Verlegung für dringend nötig hielt.

Diebstahl?!

Außerdem beschwert sich ein Passagier, dass seine Fracht beschädigt wurde. Das Loch im Karton sei groß genug, dass eine Hand reinpasst und man Dinge klauen konnte. Was tun? Ich nehme den Mann ernst, mache ein Foto. Allerdings weiß ich auch, dass MAF für solcherlei Dinge keine Verantwortung übernimmt. Es könnte genausogut eine Base-Ratte gewesen sein, die etwas Essbares gerochen hat. Uns passiert das auch gelegentlich mit Päckchen aus Deutschland, da sind es Post-Ratten, ob mit zwei oder vier Beinen, sei mal dahingestellt...

Pastor Thomas mit seiner neuen Bibel

Am Ende der Woche sind 16 Bibeln schon im Sepik verteilt und verkauft. An jedem Ort, wo ich die Bibeln angeboten habe, wollten die Menschen mehr Bibeln haben.  Ich denke, dass ich die restlichen Bibeln bald weggegeben bzw. vergünstigt verkauft haben werde. Einige sind richtig organisiert, so wie Pastor Thomas in Sibilanga, und haben mir eine Liste mit Namen versprochen, die so eine Bibel haben wollen.
Donnerstag – Frei
Wir bürsten unsere Veranda, um sie am Wochenende zu streichen. Das gehört zur Pflege und Erhaltung des Hauses.
Und weil Mandy noch nicht genug hatte, hat sie mal wieder im Garten aufgeräumt und mancher Ecke eine Radikalkur verpasst, auf dass Neues werde...

Freitag – Rundflug
Ein Passagier musste heute 5 Flüge mitmachen, bis er am vorletzten Landeplatz an seinem Ziel aussteigen konnte. Er ist beinahe einmal um sein Ziel herumgeflogen.
Auérdem flog ich Goldsucher von Yatoam nach Blackwara. Die Regenzeit setzt den Landeplätzen im Busch ziemlich zu. Gerade Blackwara entwickelt zurzeit tiefe Schlammlöcher, in denen sich ein Rad festsetzen kann.

Dreckige Angelegenheit...

In Anguganak will ich schon wieder starten, da kommt Graham Erb zum Flugplatz. Ich breche die Startvorbereitungen ab, um mich auch mit ihm noch kurz über das Bibelprojekt zu unterhalten. Graham ist einen australischen Bibelschullehrer der schon jahrelang für Seminare an die Bibelschule nach Anguganak kommt. Sein Zeugnis: „Die Bibelschulstudenten, die vor zwanzig Jahren in der Bibelschule Lesen und Schreiben gelernt haben, haben dieses Wissen ihren Kindern nicht weitergegeben. Das Ergebnis ist, das wenige in der heutigen Generation in der Lage sind die Bibel zu lesen.“ 
Es fehlen Lehrer in den staatlichen Schulen, und dort, wo es welche gibt, ist die Bildung mangelhaft und teuer. Erst im diesjährigen Wahlkampf werben die Kandidaten mit freier Bildung für alle.
Das Bibelverkaufsprojekt soll helfen, den Buschleuten, die Lesen können, eine billige Bibel zu geben. Wir verkaufen die Bibeln bis zu 60% unter Einkaufspreis. Für ältere Menschen, die nicht mehr lesen können oder Menschen, die nie Lesen gelernt haben, gibt es die gesamte Bibel in einem kleinen elektronischen Gerät (MP3-Spieler) zum Anhören. Der MP3-Spieler wird mit Solarstrom betrieben. Leider haben wir davon nicht genug. Leider wird auch viel getrickst und die Einheimischen kaufen die billigen Bibeln, um sie dann teuer weiterzuverkaufen.  
Was gab es vor der Kerze im Sepik? Glühbirnen! Das ist leider keine wirkliche Scherzfrage, aber es beschreibt wohl ein wenig sarkastisch die Situation hier im Sepik, geistlich wie auch ökonomisch.
Missionare berichten, dass die Lehren in den Gemeinden sich wieder mit traditionellen Riten mischen, das Werte verfallen, dass von Missionen und Entwicklungshilfeträgern aufgebaute Projekte über kurz oder lang den Bach runter gehen, Misswirtschaft betrieben wird. Das ist sehr ernüchternd und wirft viele Fragen auf. Aber hoffentlich noch mehr Gebet und einfach praktische Hilfe.
Hier noch ein paar ergänzende Infos zu dem Bibelverkaufsprojekt aus unserem Rundbrief von Ende April:
Seit gut zwei Jahren verkauft MAF Pilot Matt Painter im südlichen Flachland (Western Provinz) Bibeln zu subventionierten Preisen an Buschleute. Dabei hat er verschiedene Preise für verschiedene Landeplätze. Matt berichtete immer wieder in seinen Rundbriefen davon. Er schrieb: „Die Bibeln verkaufen sich wie warme Semmeln, werden freudig angenommen. Meist können wir der Nachfrage kaum gerecht werden.“ Manchmal hat Matt auch Lesebrillen im Angebot, Schlangenbiss-Sofort-Medizin oder Creme gegen Hautausschlag.
Als wir Ende März in Mt. Hagen ankamen, trafen wir uns mit Matt und er erzählte uns mehr davon, stellte Kontakt zu CRMF (Christian Radio Mission Fellowship, ein Arbeitszweig von MAF Australien) her und mittlerweile haben wir bereits das erste Paket mit 40 Tok Pisin Taschenbibeln erhalten.
Warum verkaufen, und nicht verschenken? Die Erfahrung hat gezeigt, dass Geschenke zwar gern genommen, aber dann auch wieder gern vergessen oder gar weiterverkauft werden. 
Warum unterschiedliche Preise für unterschiedliche Landeplätze? In manchen Gegenden sind die Leute wirklich arm, leben von der Hand in den Mund, haben keine oder kaum Möglichkeiten, zu Geld zu kommen. Dort werden die
Bibeln für 5 Kina verkauft (2 Euro). Andere Landeplätzen haben Zugang zu Bodenschätzen und somit ist genug Geld im Umlauf. Dort werden die Bibeln für 30 Kina (ca. 12 Euro), nahezu zum Einkaufspreis angeboten.
Wir sind gespannt, welche Erfahrungen Mathias als fliegender „Bibelverkäufer“ machen wird und wie schnell wir Nachschub organisieren müssen. 
Samstag – Schaffe, schaffe, Häusle baue
Wir haben nichts gebaut, aber was für die Werterhaltung getan: unsere Veranda gestrichen...


Lea hat auch fleißig mitgeholfen – auch beim mittäglichen Pfannekuchenessen ;o)

01 Juni 2012

Hoher Besuch


PNG ist zurzeit in der Phase des Wahlkampfes. Gestern fand eine kleine Wahlkampfveranstaltung direkt neben unserm Compound statt. Die Menschenmengen hielten sich eher in Grenzen. Hätte mehr erwartet. Oder was glaubt ihr, wie wäre es bei euch in der Stadt gewesen, wenn Angela Merkel persönlich auf die Tribüne gestiegen wäre. Michael Somare, Präsident seit der Unabhängigkeit 1975 tritt erneut an... Ob er gerade immer noch Präsident ist, weiß ich nicht, Seit einem knappen Jahr gibt es ein politisches Hin und Her und teilweise gab es zwei Präsidenten...
Der andere ist einer aus der Nachbarprovinz, der vor vier Jahren in Vanimo MAF des Hauses verwiesen hat, ganz ohne lange Vorwarnung. Scheint nicht ganz so der gute Führer zu sein und hat, wie im Rundbrief ja stand, mal schnell den Chef des Obersten Gerichtshofs während einer Verhandlung mit fadenscheinigen Argumenten festgenommen...
Am 23. Juni beginnt die Zeit der Stimmabgabe und die geht bis 4. Juli. Bekanntgabe der Ergebnisse vor oder am 27. Juli.
Auf der Wiese neben unserem Compound

Hier noch der Auszug aus unserem letzten Rundbrief, über den wir einen Vers aus dem 1. Timotheusbrief gestellt haben. 

Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und angenehm vor unserem Retter-Gott, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 1. Tim 2,14

Vergangenes Wochenende wurde die zur Wahl stehenden Kandidaten veröffentlicht und nun gibt es 4 bis 6 Wochen "Campaigning", also eine Art Wahlkampf. In Wewak erleben wir das bislang eher als "Karnevalsstimmung": mit Palmwedeln geschmückte LKW-Konvois voller winkender und jubelnder Menschenmengen auf den Ladeflächen, Lautsprecherdurchsagen, die die Leute ermutigen zu wählen – eben den Kandidaten, für den der Konvoi unterwegs ist – und teilweise sogar mit einer kleinen Live-Band auf der Ladefläche. Andere Gruppierungen marschieren mit Plakaten durch die Straßen.
Im Christlichen Radiosender und auch in den Gemeinden hier wird viel zum Gebet aufgerufen, dass die Wahlperiode friedlich bleibt, dass es keine Ausraster gibt. Die Papua Neuguinesen sind schnell dabei, handgreiflich zu werden, vor allem wenn dann noch Alkohol mit im Spiel ist.
Unser Programm-Manager schrieb die Tage ein Rundmail, dass das MAF PNG Management die Situation im Land verfolgt und auch wir aufmerksam die Situation an unseren verschiedenen Stationen beobachten sollen.
Die aktuelle politische Situation ist für uns schwer in den Medien zu verfolgen und noch schwerer zu verstehen. Wir selbst haben keinen Fernseher und nur schlechte Internetverbindungen. Diese Woche hat der Deputy Prime Minister, begleitet von Polizei und Soldaten, den Obersten Richter während einer Gerichtsverhandlung festgenommen unter dem Vorwurf der Aufwiegelung. 
Das Parlament kam am 25. Mai zusammen und hat beschlossen, dass die Wahlen weiter durchgeführt werden, aber unter Notstandsgesetzen in Port Moresby, dem Südlichen Hochland und in der erst kürzlich gegründeten Hela-Provinz. 
Wir sind aufgefordert in unserer Kommunikation mit unseren Freunden und Unterstützern vorsichtig zu sein bzgl. irgendwelchen negativen Kommentaren bzgl. der aktuellen Regierung. Wir denken, dass betrifft vor allem mehr die englisch sprachigen Mitarbeiter in MAF, weil Englisch ja auch die offizielle Handelssprache in PNG ist.
Es hat den Anschein, dass die kommenden Wochen politisch weiterhin turbulent bleiben. Nichtsdestotrotz wollen wir euch ermutigen und bitten, während den nächsten Wochen für Frieden und Stabilität hier im Land zu beten.

Wiedersehensfreude


Gestern war ich, Mandy, das erste Mal wieder im Frauengefängnis hier in Wewak. Das ganze ist ein regelmäßiger Besuchsdienst der EBC (Evangelical Brotherhood Church).
Überrascht war ich, dass es nur noch 4 Frauen waren. Und von den Vieren war eine ein Neuzugang von vor 2 Tagen und Nancy darf ab morgen in den lockeren Vollzug. Das heißt, sie darf raus und muss sich dann einmal pro Woche melden. Die Intervalle werden dann nach und nach immer größer und irgendwann ist sie richtig frei, vorausgesetzt, sie lässt sich nichts zu Schulden kommen.

vlnr: Jeanett mit Brian, Nancy, Judith, Bethanie mit Baby, Pauline 

Jedenfalls haben sich Nacy, Jeanette und Judith ziemlich gefreut, mich wieder zu sehen. Frauen, von denen ich wusste, dass sie eigentlich eine lange Haftstraße noch vor sich hatten und mit deren Wiedersehen ich fest gerechnet habe, wurden mittlerweile in andere Gefängnisse versetzt. Aber ich war froh zu hören, dass Skola und Albina jeweils ihre beiden Töchter noch bei sich haben. Eigentlich besagt die Regel, dass Kinder ab 3 raus müssen, zurück zu den Familien. Aber bei Skola ist die Familie weit weg und Albinas Tochter ist anscheinend taubstumm und so durfte sie auch bleiben. Das freut mich – für die Kinder und für die Mütter, und für die vielen Tanten im Gefängnis.
Auch in Wewak gibts zwei Kleinkinder. Jeanettes Brian war ganz entsetzt mich zu sehen als er nach seinem Mittagsschläfen schlaftrunken zu uns gestoßen ist... Und Bethanie hat ein vier Monate altes Baby.
Gestern stand Nähen mit der Hand auf dem Programm. Pauline hatte Stoff für einen Rock zugeschnitten und zeigt nun den Frauen verschiedene Stiche, denn oft ist es so, dass die Frauen im Busch keine Nähmaschine haben. Im Gefängnis steht ihnen eine zur Verfügung.
Bei solcherlei Aktivitäten entstehen meistens gute Gespräche und das tut allen gut. 
im vierzehntägigen Wechsel gibt es eben solche Kreativstunden und die andere Woche gibt es eine intensivere Bibelgesprächsgruppe.

Es knallt!


und das seit ca. 3 Wochen ziemlich regelmäßig und immer wieder überraschend. Man könnte sich mittlerweile dran gewöhnt haben. Aber nein, wir schrecken immer wieder kurz auf. Auch Nachts.
Und dann teilweise noch dieser intensive Geruch, der einem in die Nase steigt.
Was es ist? 
Mangos!
:o)


Neben unserem Haus steht ein riesiger Mangobaum, der zurzeit Früchte trägt. Sobald diese reif sind, fallen sie com Baum. Und da direkt unter dem Baum ein alter Schuppen mit Wellblechdach steht, sind die Aufschläge entsprechend geräuschvoll.  :o)


Manchmal sind es allerdings auch Steine. Nein, wir haben keinen Steinbaum im Garten, der seine „Früchte“ abwirft. Es sind Steine, abgeworfen von Jungs mit Steinschleudern auf der Jagd nach Vögeln, die in den Palmen ums Haus sitzen. Tja, und da gibts halt auch mal Querschläger. Nun ja, manchmal gibts auch ne Schlägerei vorm Compound, da fliegen auch schon mal Steine. Aber das ist glücklicherweise sehr sehr selten.
Zurück zu den Mangos.
Die Einheimischen nennen diese Mangos Smellmangos, eben wegen ihres intensiven Geruchs. Sie erfüllen gerade auch unser Haus, weil ich ab und an welche auflese und zu Mangomus und leckerem Dessert verarbeite oder eine Tüte voll zu Freunden nach Mt. Hagen oder Tekin schicke – vorausgesetzt, es gibt noch freien Platz bzw. freies Gewicht im MAF Flugzeug. Im Hochland wachsen keine Mangobäume.
Ihr wollt das Rezept für die Mangocreme? 
Im Original ist es eine Limettencreme, aber als solche habe ich es noch nie gemacht, dafür schon mit Passionsfruchtsaft, Mangos, Erdbeeren, Tamarillos und Ananas. Alles war total lecker und die Gäste immer fleißig am Glas auskratzen...  ;o)
Wenn ich habe, verfeinere ich das ganze auch mit Vanille.
Limettencreme
2 EL Speisestärke
200 ml Wasser
6 EL Zucker
2 Limetten, heiß abgespült, trockengetupft, abgeriebene Schale und Saft (ergibt 100 ml) beiseite gestellt
200 ml Rahm steif schlagen
> Alle Zutaten, einschl. Limettenschale (nicht Limettensaft und Rahm)  in einem kleinen Topf mit dem Schwingbesen verrühren, unter ständigem Rühren bei mittlerer Hitze zum Kochen bringen.
> Sobald die Masse bindet, den Topf von der Platte nehmen.
> Masse durch ein Sieb in eine Schüssel streichen, auskühlen, zugedeckt ca. 30 Min kühl stellen.
> Masse glatt rühren, beiseite gestellten Limettensaft darunter rühren, Schlagrahm sorgfältig darunterziehen.