17 April 2014

Der (fliegerische) Alltag hat begonnen


Meine fliegerische Überprüfung nach unserem Deutschlandaufenthalt fand in der ersten Aprilwoche in Mareeba, Australien statt und ich habe gestaunt, an wie viele Techniken und Routinen ich mich noch erinnern konnte. Die vier Tage haben es mir leicht gemacht, meinen Arbeitsplatz über den Wolken wieder zurück zu erobern. 

Zurück in PNG ging das Training weiter. Ich musste drei Tage noch mit Martin fliegen, dessen Aufgabe es war, mich wieder in die Routinen hier im Land einzuführen.
Am Montag war eine kurze Runde im Flachland geplant. Dienstag schaute sich Martin meine gebirgsfliegerischen Fähigkeiten an. In Duranmin konnten wir zwei Einheimischen helfen, die ins Krankenhaus nach Telefomin wollten. Einer der beiden hatte eine gebrochene Hand, beim anderen hieß es „Em i no ken pispis.“

Am Mittwoch gab es einen kurzer Flug von Wewak zum MAF Hauptquartier nach Mt. Hagen. Schlechtes Wetter als Vorboten für den Zyklon ITA im Norden von Australien kennzeichneten den Flugtag.
Donnerstag dann hatte ich meinen ersten Solo-Flugtag. Und wieder will ein Einheimischer aus einem Buschdorf ins Krankenhaus nach Telefomin, gleicher Grund: „Em i no ken pispis.“ Ich ändere dafür das restliche Flugprogramm. Dennoch kann ich Glenda aus Tekin mit nach Wewak nehmen in ihre sicher wohlverdienten Osterferien. Wir freuen uns schon, sie demnächst mal wieder zum Essen einzuladen und von ihr zu hören. Es ist immer spannend, was sie aus ihrem Alltag an der Schule in Tekin erzählt oder aus ihren früheren Jahren in PNG, als sie noch als Bibelübersetzerin gearbeitet hat und auch viele kilometerlange Fußmärsche auf sich genommen hat. Sehr abenteuerlich!
Am Freitag war dann Erholung angesagt! Eigentlich wollten wir die Veranda streichen, aber das Wetter... Stattdessen liste ich u. a. alle Flugplätze auf, auf denen ich in den vergangenen Jahren bereits eingewiesen wurde – wo, wann, von wem. Der Chefpilot muss es wissen.
Apropo ITA ... Wellen, Wind und Meer
Dreimal am letzten Wochenende bekamen wir eine Tsunami-Warnung auf unser Mobiltelefon. Es gab Seebeben der Stärke 7+ östlich von Papua Neuguinea im Raum der Salomons. Aber jeweils innerhalb einer Stunde kam auch schon die Entwarnung. Ja, wir leben hier ziemlich dicht am sogenannten „Ring of Fire“, da, wo kontinentale Platten aufeinander treffen und ständig in Bewegung sind. 
Wer mitplotten will, dem sei folgende Internetseite empfohlen:



Ansonsten haben wir auch die Ausläufer von ITA mitbekommen, dem Zyklon, der auf die Nordküste Australiens getroffen ist. Ganz Papua Neuguinea hatte deshalb in den letzten Tagen auch sehr sehr viel Regen. In manchen Landesteilen gab es entsprechend reißende Flüsse, Straßen und Brücken sind zerstört, ganz zu schweigen von vielen Häusern und Gärten der Menschen hier – ihrer Lebensgrundlage. 
Dieses schlechte Wetter bzw. der Regen machte uns insofern auch einen Strich durch die Rechnung, dass wir unsere Veranda noch nicht wie geplant neu ölen konnten.
Aber am Meer waren wir auch schon! Zurzeit herrscht Westwind und um diese Jahreszeit sind die Wellen, die an Land treffen, noch recht stark und groß – zumindest an bestimmten Stellen in den Buchten vor Wewak. So kann man echt viel Spaß haben, sich ihnen in die Quere zu stellen oder sich auf ihnen Richtung Strand treiben zu lassen.

Mandy hatte diese Woche auch oft mehr zu kochen, da wir schon die ersten Übernachtungsgäste hatten, u. a. die neue Ground Ops Managerin von MAF PNG, die vorher den Flugbetrieb einer Militärstation auf Feuerland logistisch geleitet hat. Interessante Menschen, die es zu MAF verschlägt!

04 April 2014

Wir merken, dass wir wieder in Wewak sind, weil ...

  1. die Luftfeuchtigkeit selten unter 80% und das Thermometer tagsüber nie unter 30ºC fällt 
  2. wir selbst ohne körperliche Anstrengung schwitzen, auch wenn wir einfach nur so dasitzen 
  3. um so mehr schwitzen, sobald wir uns bewegen
  4. wir auf unseren Schweißfilm (eigentlich) noch zusätzlich Sonnencreme und Anti-Moskito-Spray auftragen 
  5. Geckos wieder über unsere Wände, Zimmerdecken und sonst wo krabbeln und deren Hinterlassenschaften überall zu finden sind, ebenso ihre Eier
  6. manche unserer Sätze Wörter aus drei verschiedenen Sprachen enthalten (Deutsch, Englisch, Pidgin)
  7. wir in der Öffentlichkeit nicht mehr Händchen halten dürfen
  8. die Lebensmittel im Geschäft das Mindesthaltbarkeitsdatum oft schon überschritten haben, aber deshalb nicht unbedingt im Preis reduziert sind
  9. Lasagneblätter mit Käferchen...
  10. zuweilen Mehl, Pasta oder ähnliches zusätzliche Proteine enthalten
  11. man bzw. Mandy unser Brot wieder selber backen muss, da es sonst nur fluffiges Toastbrot gibt
  12. Haferflocken, wenn es sie denn zu kaufen gibt, zehnmal so teuer sind als in Deutschland und alles andere im Durchschnitt etwa das Doppelte kostet als in Deutschland
  13. man in allen Geschäften seine Einkäufe in Plastiktüten verpackt bekommt und am Ausgang kontrolliert wird, ob man auch alles bezahlt hat (zumindest die Einheimischen werden kontrolliert; uns Weißen vertraut man)
  14. man von machen Dingen Hamsterkäufe macht, weil man ja nie weiß, wann diese Dinge mal wieder in der Stadt zu haben ist
  15. man ein Feuerzeug braucht, um ein Streichholz anzuzünden
  16. wir in jedem Zimmer kleine LED Lampen verteilt haben, die wir beim Stromausfall drücken können, um den Weg zur nächsten Taschenlampe bzw. zu Kerzen und Streichhölzern zu finden
  17. wir wieder auf einem Gasherd kochen
  18. wir uns in unseren vier Wänden anschreien müssen um einander zu verstehen, da der Verkehr auf der Straße vor unserem Haus so laut ist und wir die Fenster nicht schließen können und auch nicht schließen wollen
  19. der Wind direkt durch unser Haus bläst
  20. das Donnergrollen hier so laut ist, dass das ganze Haus wackelt und einem auch alle Knochen durcheinander geschüttelt werden
  21. der Kühlschrank so viel zu schaffen hat, dass er seine Umgebung auch noch heizt
  22. wir Kaffee kochen können, bis sich eine Internetseite aufgebaut hat
  23. wir unser Trinkwasser wieder durch einen Keramikfilter laufen lassen müssen
  24. wir unsere Kleidung weniger danach auswählen, was gerade in und cool ist, sondern was einen weniger schwitzen lässt 
  25. wenn wir Briefe aus Deutschland erhalten, die vor einem Jahr abgestempelt sind. Immerhin!
  26. man auf dem Markt nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch (frittierte) Sagowürmer und Fledermäuse kaufen kann  
    Sagowürmer – die wackeln noch!
  27. wir nur Kunstblumen in unserer Wohnung haben, da wir weder zusätzlich Feuchtigkeit noch Ungeziefer in unserer Wohnung wollen
  28. die Sonne morgens um halb sieben auf und abends um halb sieben untergeht
  29. wir wieder hinter einem zwei Meter hohen und zusätzlich mit Natodraht gesichertern Metallzaun wohnen
  30. nachts an den vier Ecken unseres Hauses Neonröhren brennen (ok, die beim Schlafzimmer haben wir ausgebaut...)
  31. nach einem Anruf von jemandem aus Deutschland das Ohr so schmerzt, weil man wegen der schlechten Verbindung den Hörer so ans Ohr pressen muss
  32. fast jeden Abend und am Wochenende sowieso von der anderen Straßenseite laute Lobpreismusik tönt, weil die Kirchengemeinde dort wohl gerne singt und genug Instrumente und Verstärker hat 
  33. die Waschmaschine aussieht wie eine Schleuder und man zweimal spülen und schleudern muss, damit der Dreck und das Waschpulver wirklich aus der Wäsche draußen sind
  34. wir nachts aufwachen von Geräuschen, die klingen wie ein Schuss, schlussendlich aber Mangos oder Kokosnüsse sind, die aufs Metalldach knallen
  35. Straßenabschnitte zuweilen mehr Schlaglöcher als Asphalt haben
  36. es überall Sicherheitspersonal gibt – in den Supermärkten, Banken, Apotheken, Baumärkten, Hotels und auch des Nachts auf unserem Grundstück
  37. unsere Bücher total muffig riechen
  38. wir bzw. Mandy regelmäßig unseren „Pferdestall misten muss“, sprich Zimmer für Zimmer mit Chlorwasser im Viereck putzen musst (Boden, Wände, Zimmerdecke), da überall Schimmel wächst, wenn man nicht hinterher ist 
  39. Schimmelflecken
  40. wir nicht mehr Handy sagen, sondern „Mobail“ 
  41. wir mehr Werbe-SMS bekommen als normale Textnachrichten
  42. wir wieder Tsunami-Alarm Nachrichten auf unser Mobile bekommen, da wir hier nur wenige Hundert Meter Luftlinie von der Küste entfernt wohnen
  43. wildfremde Leute einen anrufen und das zu jeder Tages- und Nachtzeit, aber schnell wieder auflegen, noch eh man abgenommen hat (die PNG-Art des Klingelputzens...)
  44. ein Vermögen an exotischen Blumen den Gottesdienstraum schmückt
  45. wir sogar das Brechen der Wellen hören können – wenn der Verkehr abends bzw. nachts fast ausbleibt
  46. das Vogelgezwitscher so laut und verrückt klingt, als wären die Spezies hier genetisch manipuliert (und so eingestellt, dass sie genau dann beginnen, wenn man das Licht im Schlafzimmer ausmacht...)
  47. man hier jeden grüßt, an dem man vorbeiläuft  
  48. zuweilen mehr streunende Hunde als Autos auf der Straße zu sehen sind
  49. alte Schiffswracks am Strand zu finden sind oder auch Unfallwagen ausgebrannt und/oder ausgeschlachtet einfach so im Straßengraben vollends verrosten  
  50. Das Schiffswrack liegt mindestens schon zwei Jahre am Stadtstrand;
    andere schon Jahrzehnte... 
  51. wir unsere Kleider wieder im Second Hand Shop kaufen (in der Hoffnung, noch etwas brauchbares zu finden…) 
  52. wir sensible elektronische Geräte (Laptops, Kameras) in einen Trockenschrank packen, damit sie nicht kaputt gehen


  53. das Müllauto noch komplett manuell funktioniert, dass heißt der Müll wird in Handarbeit eingesammelt (wenn die Arbeiter Glück haben, haben sie wenigstens Stiefel und Handschuhe an)   
  54. Letzte Woche Sonntag um 11.30!
    Hier werden die Reste vom Samstagsmarkt aufgeräumt...














  55. vor einem plötzlich ein Schwall von rotem Etwas aus einem Auto auf die Straße spritzt und manche Wege aussehen, als ob jemand verblutet ist (in Wirklichkeit ist es rote Spucke, die beim Kauen der Betelnuss zusammen mit gebranntem Kalk entsteht. Und ihr glaubt nicht, welche Mengen Spucke die Leute in ihrem Mund ansammeln können)  
  56. rote Betelnuss-Spuren
  57.  Mathias wieder einen mehr oder weniger geregelten Tagesablauf hat und um viertel vor sieben den Compound verlässt – dazu sicher bald mehr…