Wewak
Laut Flugplan müsste der Kraftstoff für meinen Trainingstag reichen. Brad Venter, mein Trainingskapitän für diesen Tag, soll mich in einigen Landeplätzen im Hochland von PNG einweisen. MAF hat seit vielen Jahren die Regel, dass für die schwierigen und steilen Landeplätze im Gebirge ein anderer, erfahrener Trainingspilot auf dem Co-Pilotensitz sitzen muss.
Für den Start in Wewak brauche ich keinen Trainingspiloten. Die Landebahn in Wewak ist lang und breit und ich bin dort schon hunderte Male gestartet. Ich überlasse den Start Brad vom Co-Pilotensitz aus, denn auch vom rechten Sitz aus muss ein Pilot das Flugzeug präzise steuern können.
Tekin
Die erste Landung in Tekin mache ich vom linken Sitz. Die Landung ist nicht Teil des Trainingstages, denn in Tekin bin ich schon oft gelandet. Wir laden nur Fracht für die Hochschule in Tekin aus und machen uns gleich wieder auf den Weg. Die Frachtkosten helfen uns, einen Teil der Trainingskosten wieder zu verdienen.
Agali
Agali, der erste neue Landeplatz für mich heute, liegt nur ca. 12 Kilometer von Tekin entfernt, aber wir müssen erst einen Berg umrunden und das große Tal des Strickland Flusses überqueren. Es gibt ein paar Turbulenzen am Morgen. Am Nachmittag kann der Wind dort sehr herausfordernd werden. Die Landebahn ist lang und die Landung kein Problem.
Wie überall in PNG versammeln sich die Dorfbewohner am Landeplatz. Da es jedoch nur eine Trainingslandung war und wir noch viel vorhaben heute, wird der Motor nicht abgestellt und es steigen auch keine Piloten oder Passagiere aus oder ein. Stattdessen rollen wir gleich wieder zur Startposition wo wir den Start und den nächsten Sektor vorbereiten. Und schon heben wir wieder ab...
Wanikipa
Das ist ein Platz, an dem ich vor vielen Jahren schon mit der Twin Otter gelandet bin. Der Anflug mit dem Airvan ist anders, deshalb brauche ich eine spezifische Einweisung. Wir überqueren einen Bergrücken im Gegenanflug und verlieren den Landeplatz aus der Sicht. Über dem Lagaip Fluss drehe ich in den Endanflug und bin vom Rückenwind überrascht. Er bläst uns Richtung Landeplatz und gibt uns wenig Zeit für den erforderlichen Sinkflug. Wanikipa ist wie Agali ein langer Landeplatz und die Landung gelingt problemlos.
Eigentlich sollten wir zwei Passagiere aufnehmen und nach Yifkie, zu unserem nächsten Landeplatz bringen. Aber die Passagiere sind nicht da. So reden wir mit den Einheimischen ein wenig und stellen unseren neuen Service mit dem Wewak Flugzeug vor. Als eine Caravan von MAF ebenfalls in Wanikipa ankommt, beschließen wir, schnell zu starten und weiterzufliegen.
Yifki
Dieser Landeplatz von New Tribes Mission wurde erst während unseres letzten Deutschlandaufenthaltes fertiggestellt. Die Landung hier ist eigentlich das Hauptziel unseres Trainingstages. Die Missionare in Yifki bekommen von Zeit zu Zeit Ladung von Wewak und MAF kann nur dann helfen, wenn die Piloten für die Landung trainiert sind. In typischer NTM Manier ist der Landeplatz eben, lang und breit. Die Leute dort haben eine gute Arbeit gemacht. Sogar ein Zaun wird noch installiert, um die Schweine davon abzuhalten, Löcher in den Landeplatz zu graben.
Die Missionare, das Ehepaar Kopf, informieren uns, dass in der Gegend gerade eine Masern Epidemie ausgebrochen ist und der Helikopter, der die dringend benötigte Medizin bringen sollte, heute wieder nicht kommen konnte. Brad und ich besprechen kurz, ob wir auf dem Rückweg unserer Trainingsrunde in Kairik Medizin mitnehmen können, um den Leuten in Yifki zu helfen, wo mittlerweile einige hundert Menschen aus fünf umliegenden Dörfern auf die Impfungen warten. Schnell sind die nötigen Kontaktdaten ausgetauscht, die ersten Telefonate getätigt und wir starten Richtung Hewa, wo ich ebenfalls einen Landung unter Einweisung machen muss.
Hewa
New Tribes Mission hat diesen Landeplatz vor vielen Jahren angelegt. Nachdem die Situation in Hewa eskalierte und der Stamm der Pela immer mehr Gewalt zeigte, musste Ehepaar Kopf die Station innerhalb 24 Stunden verlassen (Siehe Buch „Canopy of Darkness“ http://missionspilot.blogspot.com/2014/08/schwarze-und-weie.html). Einige Zeit später sind sie ins Nachbartal nach Yifki gezogen, um dort eine neue Arbeit zu beginnen.
Der Landeplatz in Hewa ist nicht gemäht und hat mehrere weiche Stellen, die dringend Aufmerksamkeit benötigen. Man merkt, dass die Menschen hier nicht viel Interesse haben, den Landeplatz zu pflegen. Trotzdem möchten sie den Service von MAF haben.
Mt. Hagen
Der Flug von Hewa nach Mt. Hagen ist für mich nicht wirklich neu. 2007 und 2008 bin ich diese Route mehrfach in der Twin Otter geflogen. Der Sirunka See ist eine Naturschönheit und ein wichtiger Positionsmeldepunkt. Ganz in der Nähe dieses Sees sprudelt eine warme Schlammquelle, die ihren Ursprung in vulkanischen Aktivitäten hat.
In Mount Hagen nehmen wir zwei Passagiere nach Kopiago und einen Passagier nach Oksapmin auf. Kurz vor dem Start in Mount Hagen ruft Brad Jerry in Kairik an und erhält die Bestätigung, dass der Masern Impfstoff bereit ist. Unser Flug nach Kairik dauert ca. 50 Minuten.
Kairik
Der Flugplatz liegt in der Nähe einer großen Goldmine im Hochland. Der Anflug ist spannend, da die Goldmine starken Flugverkehr hat. Uns begegnen zwei Twin Ottern, die kurz hintereinander aus dem Tal herausfliegen, in das wir hineinfliegen wollen. Zwei Augenpaare halten Ausschau. Auf 7200 Fuß gelegen, also knapp 2400 Metern, ist der Flugplatz einer der höchstgelegenen, die MAF anfliegt. Auch die Form der Landebahn ist einmalig. Das erste Drittel der Landebahn sinkt ab und das zweite Drittel steigt steil an. Es sieht aus wie eine Skisprungschanze. Wir müssen Gas geben um zu unserer Parkposition zu gelangen.
Nach dem Abstellen des Motors wird schnell klar, dass Jerry mit dem Impfstoff nicht da ist. Brad ruft ihn an und erfährt, dass das Auto mit dem Impfstoff auf dem Weg zum Flugplatz wieder umgedreht ist. Der Fahrer hat die beiden startenden Twin Ottern gesehen und gedacht, wir wären schon ohne den Impfstoff abgeflogen. Unseren kleinen Airvan hat er nicht bemerkt.
Es dauert 20 Minuten bis wir den Impfstoff haben. Die Zeit drängt, denn wir müssen noch zu vier Flugplätzen und der Nachmittag ist schon weit fortgeschritten.
Yifki
Nach der Landung in Yifki stellen wir das Flugzeug so ab, dass wir direkt wieder starten können. Ich schalte den Motor aus und Brad springt aus dem Cockpit, um die Kiste mit dem Impfstoff an die Missionare zu geben. Ich bleibe im Cockpit angeschnallt und bereite den Start und den nächsten Sektor vor. Nach nur 5 Minuten dreht der Propeller wieder mit voller Leistung.
Kopiago
Auf dem Weg nach Kopiago fliegen wir durch ein Seitental des Lagaip-Flusses. Wir haben gutes Wetter und können das komplette Tal überschauen. Es windet sich und ist bei schlechtem Wetter eine Herausforderung. Wir verzichten auf einen tiefen Durchflug des Tales wegen der Zeit und fliegen etwas höher, um den Bergrücken nach Kopiago zu überqueren. Der Landeplatz in Kopiago ist öfters wegen Unruhen im Dorf geschlossen. Hier war es auch, als vor vielen Jahren eine MAF Twin Otter entführt wurde, weil eine Gruppe von Männern schnell das Dorf verlassen musste und kein Geld hatte für die Flugtickets.
Wir landen und bemerken einen starken Wind, der uns für den Start lange beschäftigen sollte. Wir erwägen eine Übernachtung in Kopiago, entscheiden uns aber dann doch den Start vorzubereiten und auf eine günstige Windstärke zu warten. Wir haben noch einen Passagier an Bord, den wir nach Oksapmin bringen müssen. Der Start gelingt ohne Schwierigkeiten und wir sind auf dem Weg nach Oksapmin.
Wir landen und bemerken einen starken Wind, der uns für den Start lange beschäftigen sollte. Wir erwägen eine Übernachtung in Kopiago, entscheiden uns aber dann doch den Start vorzubereiten und auf eine günstige Windstärke zu warten. Wir haben noch einen Passagier an Bord, den wir nach Oksapmin bringen müssen. Der Start gelingt ohne Schwierigkeiten und wir sind auf dem Weg nach Oksapmin.
Oksapmin
Nachmittags sind die Böen in dem Hochtal am stärksten. Die Böenstärke hängt aber auch von der Jahreszeit und damit von der Windrichtung ab. Das Hochtal unterscheidet sich von anderen Tälern dadurch, dass es keinen Ausgang hat. Es ist wie eine große Schüssel, in der das Wasser von den Bergen im löchrigen Karstgestein versickert. Wir überqueren den letzten Bergrücken und sinken in die Platzrunde. Die Turbulenzen fordern mich als Piloten heraus, sind aber beherrschbar. Ich staune immer wieder, mit welcher Seelenruhe die Einheimischen solche Flüge über sich ergehen lassen. Am Ende seiner Reise hat der Passagier beinahe 2 Stunden in einem kleine schaukelnden Flugzeug gesessen und vier Landungen erlebt.
Wewak
Unsere letzte Etappe für diesen Tag ist der Flug nach Wewak. Am späten Nachmittag suchen wir einen Lücke in der Wolkenwand, die sich über dem Zentralgebirge aufgebaut hat. Noch ist Trockenzeit und die Nachmittagsgewitter haben sich noch nicht eingestellt. Nach der Landung in Wewak sind wir dankbar für einen erfolgreichen Trainingstag. Mission completed!
Dieses entstand an einem anderen Tag. Mathias und Brad unter dem Flügel von P2-MFG in Mariama.
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