Am Montag begann meine Sepik-Einweisung. Phillip Sutter, ein schweizer MAF-Pilot war hier schon eineinhalb Jahre stationiert und kennt sich aus. Er zeigt mir, wie man sich in einem Gebiet zurechtfindet, dass so groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen ist. Das Sepik-Gebiet hat seinen Namen von dem Fluss Sepik, der im Hochland entsteht, nach Indonesien fließt und dann wieder in einem weiten Bogen nach Papua Neuguinea zurückkommt. An beiden Ufern ist der Sepik meilenweit flach. Große Waldgebiete wechseln sich mit großen Lichtungen ab. Nur ab und zu sehe ich ein Dorf. Es ist kaum zu glauben, dass da Menschen wohnen. Ganz im Norden wird der Sepik durch das Küstengebirge mit bis zu 1000 Meter hohen Gipfeln abgegrenzt. Im Süden ist das Hochland von PNG eine natürliche Grenze. Die Landeplätze, die ich in Zukunft anfliegen soll, liegen meistens im Flachland um den Sepik herum. Aber auch Landeplätze im südlichen und nördlichen Gebirge gehören zu meinem neuen Arbeitsgebiet.
An meinem ersten Flugtag am Montag sind wir nach Nuku geflogen. Dort haben wir vier Studenten eingeladen, die zu ihrer Schule nach Tadji mussten. Die normale Flugzeit beträgt 17 Minuten. Nach dem Start in Nuku war uns schnell klar, dass wir länger brauchen würden. Rings um uns herum haben sich innerhalb einer halben Stunden Wolken gebildet und es begann zu regnen. Auf der Suche nach einem Ausweg haben wir in einem Wolkenloch Kreise gedreht und sind dabei gestiegen. Aber der ersehnte blaue Himmel ließ sich einfach nicht finden, stattdessen nur noch mehr Wolken. Also wieder sinken und zurück nach Nuku fliegen. Vielleicht können wir dort landen und einfach eine Stunde warten. Das Wetter in Nuku hatte sich mittlerweile auch verschlechtert und es erschien uns, dass es lange dauern wird, bis sich das Wetter aufklart. Die Zeit verging und unser Sprit im Tank auch. Wir waren schon wieder dicht über dem Boden angekommen, als wir unter den Wolken eine Lücke entdeckten. Der Ausweg in Richtung des flachen Sepikgebietes, genau entgegengesetzt zu unserem eigentlichen Ziel, aber wir wollten einfach nur raus aus dem Küstengebirge, dass sich langsam immer mehr mit Wolken zuzog. Kaum waren wir über dem Sepik angekommen, mussten wir wieder steigen um die Wolken zu überqueren, die jetzt zwischen uns und unserem Ziel standen. Die Zeit verging und es dauerte über eine Stunde bis wir endlich landen konnten. Wir hatten auf diesem Flug mehr Sprit verbraucht als geplant und gerade noch genug Reserven, um nach Wewak zurückzufliegen.
Das Wetter war am Dienstag wieder ganz angenehm und frei von irgendwelchen Wolken. Um den Tag trotzdem etwas interessanter zu machen, hat sich Phillip überlegt, dass wir eine Trainingslandung in Maposi machen können. Maposi ist ein kleines Dorf im Urwald mit einer relativ kurzen Landebahn. Wir schauen uns den Platz aus der Luft immer genau an, bevor wir landen. Aber diesmal ist uns entgangen, dass das Gras schon lange nicht mehr gemäht wurde. So sanken wir beim Landen in hüfthohes Gras und hatten mit dem Anhalten keine Schwierigkeiten. Die Grashalme schlangen sich um die Fahrwerksbeine und brachten die Maschien schnell zum Halten. Was eine kurze Trainingslandung werden sollte, war nun ein Arbeitsauftrag: Zusammen mit dem Einheimischen mussten wir eine kleine Schneise für unser Flugzeug aus dem Gras freischneiden, sodass wir wieder starten und weiterfliegen konnten. Es hat nur drei Stunden gedauert, bis zwölf Einheimische mit Buschmessern und ein alter Rasenmäher, der mit dem langen Gras hoffnungslos überfordert war, eine dreihundert Meter lange und drei Meter breite Gras-fläche gemäht hatten. Bei über 30 Grad und ohne Schatten kommt man dabei ganz schön ins Schwitzen. Wir waren vielleicht froh und dankbar, dass bei diesem kleinen Zwischenfall am Flugzeug nichts beschädigt wurde und wir unser Programm an diesem Tag noch erledigen konnten. Neben einem dicken Sonnenbrand haben wir eine Menge Erfahrung gesammelt!
Am Freitag haben wir eine Ladung Medizin Pakete nach Nuku geflogen. Auf dem Bild laden wir die Pakete gerade aus. Die Pakete sind für die kleinen Busch-Krankenstationen im Umkreis von Nuku bestimmt und müssen noch stundenlang durch den Busch getragen werden.
Die erste Trainingswoche war anstrengend, weil es jeden Tag etwas Neues zu lernen gab und ich mich noch an die Hitze gewöhnen muss. Noch zwei Wochen und dann sollte ich die ersten Flüge ohne Einweiser machen können. Ich freu mich schon darauf!