Damit ein Flugzeug auf einer Landebahn landen kann, muss die Landebahn gründlich vermessen werden. Länge, Breite, Gefälle und Bodenfestigkeit müssen ermittelt werden, auch muss die Einflugschneise gründlich begutachtet werden. In Arkosame landete jahrelang kein Flugzeug mehr. Jetzt möchte die Dorfgemeinschaft die Landebahn wiedereröffnen, um einen schnellen Zugang zur Zivilisation zu haben. Ungefähr 3000 Menschen leben in Arkosame. Die Autofahrt nach Wewak dauert mindestens 6 Stunden, der Flug würde 35 Minuten dauern.
Müde aber glücklich kamen wir am Freitag von unserem besonderen „Busch-Abenteuer“ zurück. Dankbar auch für alle Bewahrung im Unterwegssein und bei den Vermessungsarbeiten. Mandy hatte die Woche vorher starke Rückenschmerzen und lag im wahrsten Sinne des Wortes flach. So richtig verschwunden waren die Schmerzen dann tatsächlich erst am Tag der Fahrt. Ob es wohl die richtige Entscheidung ist, dennoch mitzukommen? Eingequetscht in der kleinen Fahrerkabine und gerüttelt durch hunderte von Straßenlöchern meldete sich am Ende des Tages nur der Allerwerteste und die Knie, nicht der Rücken. Preis den Herrn! ... Und Danke an alle, die für uns gebetet haben! Fährt man diese Strecke von ca. 250 km weiß man, was ein MAF-Flugzeug wert ist und dies vor allem dann, wenn es einmal um Leben und Tod gehen sollte. Auch das Wetter war uns wohl gesonnen. Eine fast geschlossene Wolkendecke machte das stundenlange Arbeiten auf der Landebahn erträglich. Regen wiederum hätte die Fahrt auf den zum Teil sehr steilen und oft auf einem Grat gelegenen Buschpisten unmöglich gemacht. Beeindruckt sind wir auch von der Größe und Sauberkeit des Dorfes. Freundlich werden wir empfangen und auch versorgt. Man merkt, dass hier Christen leben.
Hinfahrt Ausgemacht war, dass uns die Leute aus Arkosame zwischen7 und 8 Uhr morgens am Flugplatz abholen. Entsprechend klingelte bei uns der Wecker kurz nach 5 Uhr, um die letzten Reisevorbereitungen zu treffen und wie gewohnt 6.45 Uhr an die Base zu fahren. Aber alles kam anders... Die Arkosametruppe kam direkt zu unserm Compound und meinte, sie fahren noch schnell in die Stadt, einige Dinge einkaufen. Also war klar, dass wir wohl kaum vor 10 Uhr Wewak verlassen werden. Etwas enttäuscht waren wir ja schon. Nun ja. Eigentlich ist es aus ihrer Sicht auch verständlich, dass sie, wenn sie schon mal in der Stadt sind, noch einkaufen wollen. Schlussendlich gings dann gegen 10.30 los, nachdem alle Sachen auf dem Toyota Pickup verstaut waren. Hier seht ihr unsere Reiseroute: Von Wewak aus immer der dicken roten Straße entlang, dem sogenannten Sepik Highway. Aber wer hier eine schön ausgebaute Landstraße oder Autobahn erwartet, wird ziemlich enttäuscht. Am ehesten kann man es mit einer kleinen Dorfstraße im deutschen Hinterland vergleichen. Stellenweise hat sich das Grasland oder irgendwelche Büsche schon wieder über die Straße geschoben, dass es ziemlich eng wird bei Gegenverkehr. Das Wetter tut auch sein übriges und wäscht stellenweise die nicht gerade allzudicke Teerschicht weg. Jedenfalls saßen wir beide 10 Stunden auf dem Beifahrersitz, bis wir endlich Arkosame erreichten. 5 Stunden davon auf einigermaßen asphaltierten Straßen, 4 auf Dreckpisten und eine Stunde im Schlammloch. Die Dreckpiste begann da, wo zwischen Dreikikir und Yankok eine schmale rot eingezeichnete Straße nach Süden führt. Nuku erreichten wir nach ca. 6 Stunden. Hier gibt es auch einen MAF-Landeplatz, den man mit dem Airvan nach ca. 40 Flugminuten erreicht. Martin hätte uns ja hier absetzen können auf seinem Weg ins Hochland, aber Mathias hatte den Landeplatz eine Woche vorher geschlossen wegen zu hohem Gras. und so schnell sind die Leute einfach nicht, dass sie binnen einer knappen Woche alles gemäht kriegen... Hier in Nuku treffen wir den Eigentümer des Autos, der auch Präsident der lokalen Gemeinde ist, die ihren Hauptsitz in Arkosame hat. Seine Frau steigt zu, um uns in den nächsten beiden Tagen zu versorgen. Er drängt darauf, dass wir schnell weiterfahren, schließlich ist es schon 16.30 Uhr und die Strecke nach Arkosame wohl nicht zu unterschätzen. Laufen würde man wohl 12 Stunden. Mit dem Flugzeug wären es 10 Minuten. Wir brauchen 4 Stunden! Während das Auto im Schlammloch festsaß, kamen uns einige Frauen mit schweren Bilums entgegen. Sie waren unterwegs nach Nuku, um am andern Tag ihre Waren auf dem dortigen Markt zu verkaufen. Die Frauen von unserm Auto kaufen ihnen schon einen Teil der Last ab: Ton, eine litschiartige kleine Frucht. Eine nette und leckere Erfrischung! Die Männer indessen bemühen sich, das Auto freizubekommen. Mathias hilft auch mit. Aber irgendwann sagt einer der Männer, dass er doch aufhören solle, schließlich komme er ins Dorf, um ihnen zu helfen und nun sei es eben ihr Teil, uns da gut hinzubringen. Im Dunkeln legen wir die letzten Kilometer zurück. Manche weiteren abenteuerlichen Schlammlöcher schafft der Allradantrieb ohne steckenzubleiben. Endlich erreichen wir gegen 20 Uhr das Dorf, wo alle schon auf uns warten und wir mit einer Fußwaschung begrüßt werden. |
Vermessungen Nach gut 4 Stunden hatte Mathias alle wichtigen Daten der Landebahn gemessen. Viele halfen mit und noch mehr schauten zu. Hier einige Bilder mit jeweils einem kurzen Kommentar.
Erstmal alles ausladen: drei Landebahnmarkierungskegel, ein neuer Windsack und die Kiste mit den Messinstrumenten. Mathias markiert und vermisst die Landebahnschwelle. Erst ab hier darf das Flugzeug aufsetzen. Bevor der Windsack seinen richtigen Platz bekommt, wird er als Reflektor genutzt. Mit einem Laser-Entfernungsmessgerät bestimmt Mathias die Länge der Landebahn und kontrolliert dabei die Messergenisse des Messrades. Außerdem kann er mit dem Laser die Steigung der Landebahn messen. Währenddessen kümmert sich eine Handvoll Leute darum, den alten Windsack bzw. das, was von ihm übrig ist, abzubauen. Nachdem er nun schon zweimal die Landebahn hoch und runter gelaufen hat, erklärt er nun den Leuten, wie sie die Seitengräben noch vertiefen müssen, damit bei Regenwetter das Wasser gut ablaufen kann. Mit dem Winkelmesser kontrolliert er nochmals die Messergebnisse für die Steigung und die Einflugschneise für das Flugzeug. Einige Bäume müssen noch gefällt und hohes Gras geschnitten werden. Nun ist es Zeit, den Windsack aufzuhängen. Mittlerweile wurden die Fetzen des alten entfernt und wir waren froh, dass der Rahmen genau passte. Ein erstes sichtbares Erfolgserlebnis für die Dorfgemeinschaft, die ja vieles dessen, was wir tun, nun stückweise verstehen und nachvollziehen kann. Mit dem GPS konnten wir die genaue Position des Landestreifens bestimmen und auch dessen Höhe. Vorbereitungen für die nächste Messreihe. Aller 50 Meter muss auch die Querneigung der Landebahn gemessen werden. Dazu füllt Mathias die Wasserwaage, eine einfache Kostruktion mit einem Gartenschlauch und rechts und links je einem Messstab. Alle helfen mit! Einer misst die Distanz mit dem Messrad, dann brauchts zwei Leute für das Maßband, denn die Messpunkte müssen 10 Meter auseinander liegen und weitere helfen, den Wasserschlauch zu tragen. Mathias und ich lesen die Ergebnisse ab und protokollieren sie. Und noch einmal gehts die Landebahn hoch. Dieses Mal im 10 Meter Abstand. Die Bodenfestigkeit muss auch noch gemessen werden und zwar je drei Messpunkte pro 10-Meter Breite. Wir sind zufrieden. Nur einer der über 120 Messpunkte lag im gelben Bereich, der Rest im grünen. Sehr ermutigend! Geschafft! Wir sind in der Parkbucht angekommen und nun ist Zeit für eine weitere Pause und eine kleine Zusammenfassung. Es scheint, dass der Wiedereröffnung der Landebahn nicht mehr viel im Wege steht. Die schlussendliche Entscheidung für eine erste Testlandung fällt allerdings der Chefpilot. Dazu muss Mathias alles noch zusammenfassen und protokollieren. Aber nicht hier und jetzt... Rückfahrt Wir starten kurz vor 8 Uhr und nehmen eine Abkürzung, die uns 2 Stunden durch den Busch führt, aber ziemlich gut befahrbar ist. Zumindest zurzeit, denn es ist Trockenzeit. Auf der Landkarte ist sie nicht eingezeichnet, führt aber ungefähr an dem Flusslauf entlang, der bei Arkosame gen Norden fließt. Eine Brücke gab es keine, wir fahren durch den Fluss... Auch diese Buschpiste ist bei Regen unbefahrbar. Der Weg führt oft auf einem Grat entlang und schlängelt sich die Hügel rauf und runter. Ohne Allrad wäre man auch jetzt in der Trockenzeit aufgeschmissen. Irgendwann erreichen wir wieder den Sepik Highway – und atmen auf! Aber jetzt geht es erstmal in die Autowaschanlage, um den Dreck der letzten Tage abzuwaschen, bevor man wieder ins Städtle fährt. Der nächste Fluss ist nur 5 Minuten entfernt... ;o) Ach ja, tanken sollten wir auch noch. Aber die nächste Zapfsäule ist erst in Wewak. Aber es gibt ja die Buschtankstellen... Gegen 14.30 kommen wir müde aber glücklich wieder in Wewak an.
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2 Kommentare:
Ein super Bericht!
Danke!
Liebe Grüsse
Lupo
Schöner Bericht, Danke auch für die regelmäßigen Rundbriefe. Ich freu mich immer über eure Arbeit und die fliegerischen Herausforderungen zu lesen.
Viele Grüße und eine gesegnete Weihnachtszeit.
David
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