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09 Juni 2011

Eine Woche Flugalltag

Montag - Bodycharter nach Tekin

Die Schülerin aus dem Hochlanddorf Tekin hat in Passam in der Nähe von Wewak an der Küste die 12te Klasse besucht. Vergangenes Wochenende wurde sie mit Malaria in das Krankenhaus eingeliefert, wo die Doktoren ihr nicht mehr helfen konnten. Sie verstarb. Am Montag flog ich den Sarg mit Familienangehörigen und dem Schulleiter nach Tekin.

Viele Schüler kamen zum Flugplatz, um sich noch einmal von ihrer Mitschülerin zu verabschieden. Hierzulande ist in den Särgen oft ein kleines Fenster in Kopfhöe eingearbeitet.


Im Flugzeug wird eine Sitzreihe komplett ausgebaut, sodass der Sarg ordentlich transportiert und verzurrt werden kann.

In Tekin warten die Angehörigen und noch viele andere Leute aus dem Dorf am Flugplatz.

Dienstag - Rundreise

Ein Passagier stieg morgens um 8 Uhr in Wewak ein und musste fünf Landungen erleben bis er nach vier Stunden an seinem Ziel ankam. Manchmal geht es nicht anders.

Mittwoch - Schnell ins Hochland und dann Basemeeting

Einmal im Monat eine Teambesprechung mit dem Team in Wewak: Piloten und Bodenpersonal. Wichtigstes Thema: beim Betanken im Hangar ist äußerste Vorsicht geboten.

Donnerstag - Flugfrei

Nach drei Tagen Schlechtwetterfliegerei ein willkommener Tag.

Freitag - Noch mal ins Hochland

Ein Fass Flugbenzin für Telefomin, Tiefkühlkost für Okisai, vier Krankenschwestern aus Blackwara mit leeren Impfboxen zurück nach Telefomin, vergebliche Landung in Eliptamin – die Passagiere waren nicht gekommen, ein Passagier aus Okisai für Moropote, und auf dem Heimflug nach Wewak den Landeplatz in Pukapuki überflogen und inspiziert.

Samstag - Nur für Glenda

und jede Menge Lebensmittel und Batterien für die Hochschule in Tekin waren an Bord für diesen Charterflug. Auf dem Rückflug war die Maschine leer. Zeit für ein paar private Steilkurvenübungen ...

Bus zu verkaufen

Einer unsere MAF-Busse auf dem Compound hat das Alter erreicht, indem die Reparaturen häufiger und kostspieliger werden, Ersatzteile kaum mehr zu bekommen sind und alles immer mehr zusammenrostet. Schon vor einiger Zeit haben wir das MAF Management auf den bevorstehenden Verkauf hingewiesen. Wir wurden aufgefordert ein „Zu verkaufen wie er ist“ Schild in den Bus zu hängen und zu warten, bis sich jemand meldet. Zwei Interessenten meldeten sich tatsächlich. Einer hatte uns schon im vergangenen Jahr angesprochen und seine Kaufabsichten erklärt, falls wir den Bus je verkaufen.

Und wie läuft das hier? Von wegen, dass man selbst einen Preis festsetzt und alle Vorzüge anpreist. Hier scheint das eher einer Versteigerung nahe zu kommen. Die Interessenten mussten ihre Angebote nach Mt. Hagen schicken. Nach einigen Wochen Wartezeit bekam unser „Freund“, wie er sich dann schnell einschmeichelte, den Bescheid, das Geld zu überweisen und den Beleg bei uns vorzuzeigen. Freitagnachmittag kam er dann. Aber keiner im Mt. Hagen MAF Finanzbüro war mehr da, den Beleg zu überprüfen. Maski! Mathias hat den Schlüssel mit samt den Papieren ausgehändigt. Morgen wird dann mal gecheckt, ob das Geld auch auf dem MAF-Konto angekommen ist. Und was ist nun das Schicksal des Busses? Er wird sicher als PMV zugelassen (Minibus für den öffentlichen Personenverkehr) und bekommt - typisch PNG - einen Namen vornedrauf gepinselt.

23 Januar 2011

Sanguma

Hier ein kurzes Update zur Frau mit den Brandverletzungen. Siehe Blogeintrag http://missionspilot.blogspot.com/2011/01/gute-planung.html
Sie lebt noch!

Naomi, uns
ere Hausmeri kommt aus dem selben Dorf und hat sie die Tage im Krankenhaus besucht. Natürlich haben wir sie dann ausgefragt, ob sie Details weiß, wie es zu den Verbrennungen an den Gliedmaßen und im Gesicht kam.
Anfangs meinte sie, dass es ein typischer Buschfeuer-Unfall gewesen sei. Die Leute zünden Grasland an, um so die darin lebenden Tiere zur Flucht zu treiben, damit sie sie abschießen können. Trockenes Gras brennt schnell und so kommt es durchaus öfters mal vor, dass Menschen dabei zu Schaden kommen. Diese Geschichte hat sie mir anfangs erzählt.
Claudia hat sie eine andere Geschichte erzählt und auf mein Nachfragen hin, hat sie mirs dann auch noch mal erzählt:
Ihr Vater hätte sie angezündet, um sie umzubringen. Hintergrund: Der Vater des Vaters sei letztes Jahr verstorben und einer der Sanguma-Männer im Dorf gewesen. Nun will auch er in die Fußstapfen seines Vaters treten, und Sanguma ausüben. Damit er die entsprechende Macht bekommt, muss er sein erstgeborenes Kind opfern. Naomi erzählte auch, dass sie den Vater bereits in Wewak gesehen hat und er nach wie vor die Absicht habe, seine Tochter zu töten. Diese ist noch immer im Haus Sik (Kranknehaus Wewak), wo ihre Brandwunden behandelt werden und die Schmerzen mit entsprechenden Medikamenten so niedrig wie möglich gehalten werden.Wir haben gehört, dass die medizinische Versorgung bei Brandwunden hierzulande ganz gut sei, eben weil Verbrennungen so oft vorkommen.

Sanguma steht für den Glauben an magische Schadenszauber und -flüche bzw. Geistermacht. Es ist im ganzen Land weit verbreitet. Nicht erklärbare Todesfälle oder Krankheiten, Missernten, Unfälle oder sonstiges wird oft mit Sanguma in Zusammenhang gebracht.

Uns warnt man auch immer wieder davor, irgendwelche Schnitzereien mit Masken zu kaufen, weil diese oft "besprochen" und in Zusammenhang mit Geistern und Zaubereien in den Dörfern verwendet werden. Und ehrlich gesagt, bei manchen auf dem Markt angebotenen Schnitzereien haben wir wirklich ein komisches Gefühl!

Viele Dörfer haben ein Haus Tamburan, also Kultstätten mit Masken und sonstigen Kultgegenständen und Artefakten, das nur für Männer zugänglich ist.

Der Lonely Planet Reiseführer wirbt sehr stark für den Besuch eines solchen Haus Tamburan, vor allem im Sepikgebiet. Wir nehmen eher Abstand von diesen Empfehlungen.