Sonntagmorgen waren wir um 7.30 Uhr abmarschbereit. Mit uns unterwegs waren einige Einheimische, zum einen, weil es ja immer etwas Besonderes ist, mit Weißen durch den Busch zu laufen, zum anderen, weil das Ziel deren Heimatdorf war und zum weiteren, um, so wie wir auch, die Gemeinde in Saronapi durch den Besuch zu ermutigen.
Der Weg führte uns ein wenig durch das Dorf Moropote, dann durch die Gärten der Einheimischen (für uns sah das schon ziemlich nach Urwald aus...) und dann richtig durch den Dschungel. Da dieser Weg zwischen Moropote und Saronapi regelmäßig von den Leuten gegangen wird, wird auch ein wenig danach geschaut. Trotzdem, wirklich befestigt ist da nichts, von wegen schön markierter Wanderweg! Auch haben einige Leute tags zuvor einen 4000 Liter Wassertank den Weg entlang geschleppt. Wahnsinn! Aber was will man machen, wenn man mitten im Dschungel wohnt. Da müssen alle mit anpacken. Leider, so wie wir gehört haben, bleibt vieles an den Alten hängen und die jungen Leute schauen faul zu, werden aber auch nicht mit strenger Hand zum Arbeiten angehalten. Auch ein Problem der Kultur: die Jungen werden von klein auf verwöhnt und woher sollen sie es dann lernen, handfest zuzupacken, wenn es ums Arbeiten oder eine Aktion für die Gemeinschaft geht?
Ja, der Weg... Leider haben wir keine Fotos. Unser Mann für die Presse, Wolfgang hat nur Videos gedreht. Es war ziemlich regnerisch die letzten Tage, entsprechend matschig und rutschig war es. So waren wir dankbar für unser drittes Bein, einen guten Spazierstock, der uns an vielen vielen Stellen guten Halt gegeben hat, sodass wir nicht knöcheltief in den Matsch gerutscht sind. Dankbar waren wir auch für unsere guten Führer, die vorausgehend uns immer auch den einfachsten Weg um große Schlammlöcher zeigten oder es selbst nicht scheuten direkt durch den Matsch zu laufen, nur um uns ihre Hand zu reichen, wenn wir über einen in den Matsch gelegten Balken balancieren mussten. Zweimal gab es dann auch die Gelegenheit, den Schlamm wieder grob von den Schuhen zu bekommen. Dann nämlich, als wir durch einen kleinen Flusslauf waten mussten. Von den dünnen, teilweise morschen Baumstämmen über kleine Gräben will ich mal gar nichts erzählen...
Den zweiten Teil des Weges ging es dann mit dem Kanu weiter. Ein Einbaum mit Außenbordmotor. Den konnte man anfangs allerdings gar nicht gebrauchen, denn die Wassertiefe war nicht ausreichend. So haben die Männer das Kanu den schmalen Fluss mehr oder weniger entlang gestochert und auch teilweise geschoben. Die Flussbiegungen waren teilweise so eng, dass man unweigerlich mit diesem langen Gefährt auf Sand gelaufen ist. Aber es war wunderschön, die Pflanzenwelt rechts und links des Wasserlaufs zu bewundern, Papageien zu sehen. Nachdem wir dann einen größeren Fluss gekreuzt haben, konnten die Männer dann auch auf Motorkraft zurückgreifen. Aber Vorsicht! Es gab immer wieder flache Stellen, einen Baum, der im Wasser quer lag und dergleichen. Der Mann an der Spitze des Kanus muss alles aufmerksam beobachten, gibt dann sofort ein Zeichen nach hinten und der, der am Motor steht, zieht diesen schnell aus dem Wasser. Teamarbeit!
Nach ca. zwei Stunden kamen wir dann zum Dorf. Die Dorfbewohner von Saronapi standen an der Uferböschung und erwarteten uns schon. Wir wurden wieder herzlich mit Blumenkränzen und einem Lied empfangen und dann ging es durchs Dorf zur Kirche.
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Unterwegs im Kanu. Blick nach vorn. |
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Blick zurück. Auch die Mädels helfen mit
uns über die Sandbank zu stochern. |
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Festgefahren |
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In Saronapi |
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Gerhard mit Übersetzer |
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Gemeinde in Saronapi |
Gerhard hielt die Predigt auf Tok Pisin. Aber nicht alle im Dorf kennen diese Sprache, deshalb wurde er noch in den Tok Ples übersetzt, also in die Stammessprache. Gerhard hielt eine strenge Predigt, da er merkte, wie halbherzig die Menschen im Glauben stehen. Ob das Moos auf dem Lehmboden in der Kirche wohl reden kann? Es zeigte deutlich, dass hier kein wirkliches Gemeindeleben stattfindet, die Kirche wohl nie so zahlreich wie heute besucht ist, wenn sie überhaupt noch von einigen besucht wird. Die Gegend um Moropote, Saronapi und andere umliegende Dörfer ist nach wie vor noch von Zauberei bestimmt. Menschen gehen zuerst zum Glasmann (Wahrsager), bevor sie zu Gott beten oder im Falle von Krankheit zur nächsten Krankenstation laufen.
Nach dem Gottesdienst schauen wir uns ein wenig im Dorf um, finden die kleine Elementary School. Ob ein Lehrer kommt, weiß man nicht. Das Schuljahr sollte eigentlich in diesen Tage beginnen.
Im Haus Win bewirtet man uns noch reichlich. Zuerst gibts eine erfrischende Kulau (unreife Kokosnuss mit leckerem Fruchtwasser – die Coca Cola vom Busch) und Töpfe voll mit gekochtem und geräucherten Fisch, Kumu und Kaukau. Wir lassen es uns schmecken! Auf die Saksakmaden verzichten dieses Mal sogar auch die Männer.
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Festmahl in Saronapi |
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Fisch, Kaukau, Kumu, Mais |
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Lecker! |
In Saronapi treffen wir auch Joseph und Salome. Im vergangenen September waren sie in Wewak im Krankenhaus. Salome hat einen von Lepra verkrüppelten und schmerzhaften Fuß. Eigentlich sollte dieser hier im Krankenhaus amputiert werden. Aber man gipste ihn nur ein und schickte sie wieder in den Busch. Nach 6 Wochen sollte sie wiederkommen, um orthopädische Schuhe zu bekommen. Und sie kam wieder. Gerhard und Brigitte haben einen weiteren Flug für sie organisiert. Was man allerdings hier im Krankenhaus machte, war mehr als frustrierend: man entfernte den Gips, ersetzte ihn durch einen Verband und schickte die Leute wieder zurück. Leider waren weder Brigitte noch wir zu diesem Zeitpunkt in Wewak. Als ich nach Salome schauen wollte, hatten sie am Morgen das Krankenhaus bereits verlassen auf der Suche nach einem PMV Richtung Sepik. Die Reise nach Moropote bzw. Saronapi dauert auf diesem Weg 3 Tage!
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Kurz vorm Abflug. Salome mit Gips. |
Salome hat ein frohes und offenes Gemüt, erträgt nach wie vor die Schmerzen im Fuß, läuft mit einem Krückstock. Wer weiß, vielleicht ist sie auch dankbar, dass sie ihren Fuß trotz allem noch hat.
Joseph schenkt mir eine Orchidee, eine Sepik Blue. Ich hoffe, ich kann sie in unserm Garten in Wewak zum Blühen bringen.
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Joseph bringt mir eine Orchidee |
Ein anderes Problem der Menschen im Flachland ist die sog. Grille. Eine Hautkrankheit, die nur durch konsequente Anwendung entsprechender Seifen oder Medikamente in den Griff zu bekommen ist. Verursacht wird die Grille durch schlechte Hygiene, unsaubere Kleidung, Nichtauslüften und regelmäßiges Putzen der Schlafstätten (das tägliche in die Sonne legen der Schlafmatte oder Matratze würde schon viel helfen. Veranlagung gehört auch dazu, denn es kann durchaus sein, dass manche in der Familie davon nicht betroffen sind.
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Schlafendes Kind auf dem Schoß des Vaters.
Beide haben Grille. |
Wenn Brigitte in den Dörfern ist, macht sie regelmäßig Gesundheitsaufklärung, verkauft auch entsprechende Seifen und leitet die Leute an, wie sie diese zu benutzen haben: sich erstmal gründlich waschen, dann mit der Grilleseife einreiben und einwirken lassen, diese erst nach einem halben Tag bzw. am anderen Morgen wieder abwaschen. Das ganze täglich wiederholen. Und was machen die Leute? Sie beklagen sich nach zwei Wochen, dass das alles nichts hilft. Fragt man nach, erfährt man jedoch, dass sie diesen Prozess vielleicht nur ein, zweimal angewendet haben...
Frisch gestärkt und in der größten Mittagshitze machen wir uns auf den Rückweg. Zuerst wieder per Kanu und dann zu Fuß. Das Kanu ist voller Kinder, der Tiefgang entsprechend größer. Das zwingt uns auch dazu, früher auszusteigen und entsprechend länger zu laufen.
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Abfahrt in Saronapi |
Brigitte erwartet uns schon mit einem Kaffee. Das tut gut! Ebenso das erfrischende Bad im Fluss, Schuhe putzen inklusive!
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Wohltuend für Mensch und ... |
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notwendig für die Schuhe ;) |
Und
hier ist das Video zur Story. Danke, Wolfgang!