26 April 2011

Sparprogramm

Situation vor zwei Wochen:

Die Flugmotoren unserer Cessnas und GA8 Flugzeuge brauchen einen besonderen Kraftstoff. Der Kraftstoff ist sehr teuer und wird immer weniger nach Papua Neuguinea eingeführt, weil es immer weniger Flugzeuge gibt, die diesen Kraftstoff brauchen. Die zuständige Ölfirma Interoil hat MAF deutlich gesagt, dass sie kein wirkliches Interesse hat, diesen Kraftstoff weiterhin zu importieren.

Bei MAF gab es schon Pläne, Flugzeuge bzw. Motoren zu kaufen, die diesen Kraftstoff nicht mehr brauchen. Leider sind die Pläne mit der Insolvenz der Motorenfirma gescheitert und eine Alternative ist bisher nicht in Sicht. Stattdessen muss sich MAF wohl bald selber darum kümmern, den Kraftstoff nach PNG einzuführen, was sicher nicht dazu beiträgt, die Kosten zu senken. Solange es keine Lösung gibt, heißt es für uns Hoffen und Beten, dass die nächste Spritlieferung nicht zu lange auf sich warten lässt und wir die wichtigsten Flüge noch durchführen können.

Situation diese Woche (vor Ostern):

MAF hat 220 Fässer Sprit geliefert bekommen. Sie stehen in Lae im Hafen und warten auf die Freigabe des Zolles. Leider hat die Ölfirma vergessen, ein Zertifikat für den Sprit auszustellen, weswegen die Fässer nicht freigegeben werden können. Was als eine Gebetserhöhrung aussieht, wird zur weiteren Geduldsprobe. Eine Spritprobe muss zu einem Labor zurück nach Australien geschickt werden, wo das dringend benötige Zertifikat ausgestellt werden soll. Das Zertifikat muss dann zum Zoll nach Lae, und danach werden die Fässer zu den verschiedenen MAF-Stationen in PNG geschickt: Mit dem Schiff dauert es dann noch einmal 7-10 Tage, bis 80 der Fässer in Wewak ankommen. 40 weitere schippern weiter nach Vanimo, wir bei Flügen in den Westsepik auch oft nachtanken. Der Rest geht per LKW über den Highlands Highway nach Goroka und Mount Hagen. Wir hoffen und beten, dass das Zertifikat schnell kommt und wir den Kraftstoff Anfang Mai in Wewak haben. Zur Zeit fliegen wir nur ein Sparprogramm mit einem Flugzeug, das zweite steht still.

Richie, unser dritter Pilot in Wewak, muss dringend Flugstunden sammeln, damit er für Mathias einspringen kann. Zurzeit gar nicht so einfach...

Nachtankstation Ambunti:

Von Wewak aus werden per LKW und Kanu regelmäßig Treibstofffässer nach Ambunti transportiert.

40 Flugminuten von Wewak entfernt ist dies v.a. auf den Rückflügen nach Wewak ein häufig angeflogener Landeplatz zum Nachtanken. Mit einem nicht mehr ganz so TÜV-tauglichen Fahrzeug kommt dann ein Stationsmitarbeiter zum FLugplatz gefahren, auf der Ladefläche das Spritfass.

Gelegentlich werden auch Spritfässer an andere Plätze geflogen, vor allem in Zeiten, wenn der Sprit knapp ist. Anguganak zum Beispiel. Allerdings dürfen dann keine Passagiere mit an Bord sein; das ist Gesetz.

In Wewak manchmal, an Aßenstationen immer: Mathias muss selbst Hand anlegen und betanken. Alle Mitarbeiter brauchen dafür ein entsprechendes Zertifikat bei MAF; dass sie authorisiert zu betanken. Zzt. sind die der Einheimischen leider abgelaufen und noch nicht erneuert. Entsprechend sind die Piloten gefordert...

17 April 2011

Glass-Cockpit


Geometrieunterricht oder Papierflieger?

Weder noch, sondern in dieser Grafik versteckt sich der Flugplan vom 14. April mit elf Landungen auf acht Landeplätzen. Von Wewak ging es 8.15 Uhr mit Fracht und einem Passagier in 80 Minuten über den wolkenbedeckten Sepik ins Hochland nach Oksapmin, danach weiter ins 4 Meilen Luftlinie entfernte Tekin. Hier ist Mathias richtig gefordert: anspruchsvolles Terrain, Abarbeiten von Checklisten vor, während und nach dem Start, parallel Funksprüche zur Flugsicherung, Positionsmeldungen für andere Piloten, und schon mit den Landevorbereitungen beginnen, also wieder Checklisten abarbeiten, die Landung planen, einen eventuellen Landeabbruch jedoch ebenso. Das alles in 9 Minuten. Wir setzen sanft in Tekin auf.

Ausruhen ist nicht. Am Boden wartet der MAF Agent mit der Passagierliste für den nächsten Flug. Mathias muss neue Frachtpapiere und Tickets schreiben, Geld zählen, Flugzeug beladen, Sicherheitsbelehrung für die Passagiere und weiter gehts nach Telefomin.

Brötchenbacken dank MAF

Ich, Mandy, bleibe in Tekin und bekomme von Glenda einen kurzen Einblick und Überblick über die Schule in Tekin, einer Primary School von Klasse 3 bis 8 und einer sog. Highschool (Klasse 9 und 10). Glenda selbst hat vor 5 Jahren mit dieser Highschool begonnen.

Vieles ist improvisiert. Die Klassenräume aus Buschmaterial stehen schon das fünfte Jahr, müssen langsam erneuert werden. Die ganze Dorfgemeinschaft ist involviert und hilft mit. Schulbücher gibt es nicht, dafür viele Sperrholztafeln mit aufgeklebten und lackierten Lehrbuchseiten. Sie stapeln sich in den Klassenzimmern oder hängen an den Wänden. So hat jeder Schüler Zugang. Glenda erzählt: „Oft sitzen die Schüler abends in den Klassenräumen, studieren und lernen mit den Tafeln.“

Heute haben wir v.a. Fracht für Tekin an Bord: Waschmittel, Kaffee- und Milchpulver, Zeitungen, gefrorenes Hühnerfleisch und Würstchen. Letztere verkauft Glenda an die Dorfleute weiter. Es spricht sich schnell herum und bis zum Abend sind 20 Kilo Hühnchen und 400 Würstchen schnell verkauft. Von Wewak aus wird Tekin oft mit Lebensmitteln beliefert. Größere Sachen kommen mit der Twin Otter aus Mt.Hagen.

Glenda zeigt mir die Küche. 75 Schüler werden hier täglich versorgt. Süßkartoffeln zum Frühstück, Süßkartoffeln zum Mittagessen, Süßkartoffeln zum Abendessen. Nur die Beilagen variieren. Einmal pro Woche gibt es Reis. Ab und an gibts aber auch Brötchen, zu besonderen Anlässen auch mal Kuchen. Dank MAF!

Denn die Highschool hat 3 gusseiserne Backöfen, eingeflogen mit MAF, allen Zweiflern und Skeptikern zum Trotz, dass Glenda es nicht schaffen würde, diese schweren und sperrigen Öfen nach Tekin zu bekommen. Mathias erinnert sich noch. Vor 3 Jahren hat er zwei der Öfen mit der Twin Otter nach Tekin geflogen. Eine wirkliche Herausforderung: Abluftrohre mussten vorher noch gekürzt werden und 15 Leute waren notwenig, einen Ofen einzuladen. In Tekin selbst, so erzählt Glenda, wurden die Öfen auf Holzbalken vom Landeplatz zur Schule „gerollt“.

Herausforderung Buschschule

Mit 5 Passagieren fliegt Mathias weiter nach Telefomin. Dort wird betankt für den Rückflug nach Wewak. Aber bis wir 16:15 in Wewak landen, landet Mathias noch einmal in Tekin, wieder mit 5 Passagieren an Bord. Ich fliege nun auch wieder mit. Es geht nach Yatoam.

Der MAF Agent erzählt, dass im Haus Sik einige Patienten sind, die in ein besseres Krankenhaus sollten. Wir müssen auf die kommende Woche vertrösten, sofern es keine akuten lebensbedrohlichen Fälle sind. Weiter geht es nach Okisai

und Moropote.

Ich warte in Moropote, damit Mathias soviel Ladung wie möglich nach und aus Sumwari fliegen kann. Die Leute freuen sich, mich wiederzusehen und wir tauschen Neuigkeiten aus. In Moropote waren wir vor einem Jahr zum „Buschurlaub“. Für die Elementary School (Vorschule, Klasse 1 und 2) habe ich Lernplakate dabei. Die Freude ist groß. Susan, die Lehrerin erzählt, dass sie dieses Jahr Graduation haben werden und im kommenden Jahr ein neuer Schwung Kinder kommt. Traurig ist nur, dass die sog. Community bzw. Primary School von Moropote keinen Lehrer hat. Da nützt auch das neu errichtete Lehrerhaus nichts, wenn die Regierung keinen Lehrer ins Dorf schickt.

Von Moropote fliegen wir nach Ambunti, tanken noch einmal auf und nehmen zwei Missionare der Pacific Island Mission mit nach Wewak.

16:15 landen wir. Nachdem das Flugzeug ausgeladen und im Hangar für die Nacht abgestellt ist, bewaffnet sich Joel mit Schrubbern und Lappen, das Flugzeug innen und außen zu waschen. Auch der Mann vom Sicherheitsdienst hat Freude, mitzuhelfen. Mathias währenddessen sitzt noch eine knappe Stunde im Office, um alle Papierarbeit für den heutigen Tag abzuschließen.

Gegen 17.30 sind wir am Compound.

Danke, Herr, für alle Bewahrung und alle Begegnungen!

Danke, für die Idee und Vision von MAF, den Menschen in den abgelegenen Gebieten mit Hilfe des Flugzeuges zu helfen.

Danke für Glenda und Susan, die in ihren Schulen wirklich gute Arbeit leisten. Segne Sie, Herr, und gib ihnen Kraft und Freude für jeden neuen Tag, den Kindern die Welt zu erklären und von dir zu erzählen.

Danke, Herr, auch für all die vielen Menschen, die du gebrauchst, MAF hier in Papua Neuguinea existieren zu lassen – im Flugbetrieb, in der Verwaltung, an den Funkgeräten im Busch, in unsern Gemeinde daheim.


Unter Frauen



Dienstagmorgen treffen sich einige Frauen der EBC für eine kleine Andacht. Zuerst wird gesungen, dann folgt eine kurze Predigt, noch ein Lied und Gebet. Wir wurden ermutigt, immer wieder auf Gott zu vertrauen, denn darin liegt Segen, auch in Zeiten der Not und des Mangels. Ein Kakaobaum, der regelmäßig mit Kompost gedüngt wird, gedeiht und hat Reserven auch in Zeiten von Mangel, insbesondere längeren Trockenperioden.

Mittwochnachmittag war ich zum ersten Mal mit im Frauengefängnis in Wewak. Im letzten Jahr wurde hier renoviert und so war dieser Besuchsdienst nicht möglich.

Zurzeit sind 10 Frauen hier im Gefängnis, drei von ihnen haben Kinder, je ein Mädchen im Alter von 2-3 Jahren.

Dieser Besuchsdienst wechselt wochenweise: einmal gibt es eine Andacht, das andere Mal wird gemeinsam gekocht, genäht oder sonstwie praktisch miteinander gearbeitet. Ich erfahre, dass das Jahresprogramm bei der Gefängnisleitung angemeldet und genehmigt werden muss. Jede Frau hat ein kleines Studierheft Save more long Jesu – mehr von Jesus wissen. Die Lektionen sind sehr voll gepackt, sodass leider keine Zeit bleibt, wirklich mit den Frauen ins Gespräch zu kommen. Ich freue mich auch die Folgewoche und verspreche mir mehr Zeit für Gespräch, denn da wird dann praktisch miteinander gearbeitet.

Vergangene Woche wurde genäht und den Frauen gezeigt, wie man eine Tasche in einen Rock einarbeitet. Schnell holen die Frauen ihre mittlerweile fertig genähten Röcke und zeigen sie stolz.

Ich hoffe, ich kann in den uns verbleibenden drei Monaten in Wewak noch öfters an beiden teilnehmen und mich auch einbringen.

Einmal um die Insel rum

Besuch zu haben, ist immer auch eine Gelegenheit, etwas Besonderes zu planen, was man schon immer mal machen wollte. Ständig vor Augen und oftmals überflogen: die Wewak vorgelagerten Inseln: Mushu und Kairiru. Die eine mit hellem, die andere mit dunklem Sand.

Wir sind zu zehnt, plus zwei Einheimische, die das Boot steuern. Das sind gut ein PS für jeden... Wir merken schon bald, dass der 15 PS Motor eigentlich zwei Nummern zu klein ist für diese Tripp. Aber das Meer ist relativ ruhig und wir haben ja Zeit. So schippern wir vorbei an Robin Island und steuern auf eine Bucht auf Mushu zu. Immer zwei Angelleinen im Schlepptau. Wir sehen soe sogar: Malins, leckere Raubfische umkreisen das Boot. Aber Appetit auf die japanischen Plastikköderfische scheinen sie nicht zu haben. Da, eine Makrele! Sie beißt an. – Aber verfehlt leider den Angelhaken um 2 cm und entwischt uns wieder. Delphine sehen wir auch, immer mal wieder eine kleine Gruppe.

Die Wellen werden größer, obwohl die Meeresoberfläche in sich recht ruhig ist. Unser Boot gleitet über die Wellenberge und Täler. Zuweilen sieht man nicht mal mehr den Horizont, wenn man in einem Wellental ist...

Nun steuern wir Rainu Beach an. Traumhaft! Hier brechen sich die Wellen und einheimische Kinder surfen.

Die Anwohner begrüßen uns freundlich. Sie haben sogar ein Gästehaus, einfach, aber immerhin. Sogar mit Spezialtarifen für ein „Midweek break“ oder „Weekend get away“. Wir schauen die Räumlichkeiten an und schwupp hat Mathias auch gleich einen Reperaturauftrag für ein Akkuladegerät...

Mit den 2-3 Meter hohen Wellen hatten auch auch unsern Spaß in dieser wunderschönen Bucht: beeindruckend anzuschauen, toll, darin zu schwimmen, aber wehe, man steht falsch und die Welle wirft einen unsanft zu Boden und überspült einen. Nasenspülung gratis!

Weiter gehts!

Zu unserer Linken die Insel Mushu, zu unserer Rechten Kairiru. Kairiru ist ein erloschener Vulkan und an einer Bucht gibt es sogar heiße Quellen. Leider für uns dieses Mal nicht ansteuerbar, denn die Wellen sind zu hoch.

So schippern wir gemütlich um Mushu herum und steuern wieder auf Wewak zu. Die Sonne geht langsam unter und wir bekommen noch eine Mondscheinfahrt. Wie gut, dass die Anlegestelle in Wewak dank des neuen Marktes und des neuen Polizeigebäudes erleuchtet ist! Gegen halb acht legen wir an. 20 Minuten später, wir sind schon daheim und stehen unter der Dusche, gabs Stromausfall....

Dankbar für alle Bewahrung mit dem kleinen Motorboot und dankbar für Gottes wunderbare Schöpfung werden wir diesen Ausflug in guter Erinnerung behalten.

Zum Abschluss gehen wir alle noch Essen. Denn leider blieben die Angelhaken auch später leer...

Mandi

nicht Mandy sondern Mandi, heißt ein kleines Dorf ca. 12 km entfernt von Wewak. Hier hat die EBC eine kleine Buschkirche. Wir besuchen die Pastorenfamilie am Samstagnachmittag. Wir haben Glück: gerade wird frisches Saksak gemacht. Sabine, sieht den ganzen Prozess:

Sigirapim Saksak – die Männer hacken das Innere des Stammes in kleine Späne

Wasim Saksak – die Frauen waschen das Stärkemehl aus den Spänen

Tanim Saksak, die Zubereitung zu einer Art Pudding

Kaikai Saksak – ein Probiererle mit in Kokosnussmilch gekochtem Fisch.

Ein Mädchen läuft mit uns zum Fluss, um uns das Wasim Saksak zu zeigen. Wir schauen uns auch die Primary School an (bis Kl. 8). Alles total einfach, vereinzelt handschriftliche Lernplakate und Schülerarbeiten and den Wänden. Nicht die Art von anregender Lernumgebung, die man aus deutschen Klassenzimmern kennt, Aber immerhin. Eine Schule, die funktioniert.