23 Mai 2010

Alles neu macht der Mai


Auch wir waren die letzten beiden Wochen dabei, den Eingangsbereich unseres Häuschens in Wewak zu renovieren. Bausubstanz mussten wir so gut wie keine austauschen. Auch haben wir den Vorteil, drei Baumärkte in der Stadt zu haben.

Wir haben nur zwei der über die Jahre sehr verdreckten (und anscheinend asbesthaltigen) Außenwände gestrichen; in der Hoffnung, dass die Schimmelbildung dadurch auch etwas aufgehalten und eingedämmt werden kann. Für die anderen Wände des Hauses haben wir kein OK vom MAF PNG Hausverwalter bekommen. Leider...

Danke, Wolfgang und Manuela! Ihr habt uns die insgesamt 15 Farbe, 3 Liter Terpentin und die Pinsel finanziert, die dabei draufgegangen sind!

Gestern Nachmittag, während alle vom Compound mal wieder am Wombeach schnocheln waren, haben wir die letzten Wände und Ecken unseres Häuschens gestrichen.

Morgen sind dann nur noch zwei Türrahmen blau zu streichen. Em tasol.

Wir sind echt froh, dass dieses Projekt nun abgeschlossen ist und unser Häuschen zumindest an all den weitläufig überdachten Seiten frisch und weiß erstrahlt, ausgenommen die Fenster- und Türrahmen. Die sind blau.

Bis zum Abend hatten wir die Veranda von allen Renovierungsspuren beseitigt und in ein Compound-Open-Air-Kino verwandelt, mit Popcorn und Softdrinks. Da war es auch gar nicht schlimm, dass die Kinoleinwand nur 14 Zoll in der Diagonale hatte. Der Sound hat gepasst und der Film war auch gut. Cool Runnings stand auf dem Programm. Was haben wir gelacht!

Mal schaun, wann es die nächste Vorstellung geben wird!


Kapi war auch jeden Tag zur Stelle und hat fleißig mitgeholfen. Er war wesentlich mutiger wie unsereins, auf die zum Teil doch recht wackeligen Gerüstkonstruktionen und Leitern zu klettern und die Wand zu streichen.


Kapi ist der Cousin eines Base-Mitarbeiters, der dankbar ist für diese Abwechslung und wirklich ein engagierter Arbeiter. Er ist sozusagen als „Hausboy“ mit der Familie seines Bruders hier. Morgens bringt er i.d.R. die älteste Tochter in die Schule, holt sie mittags wieder ab; schaut auch nach den beiden kleineren Kindern, hilft bei Gartenarbeiten auf dem Compound. Und da ist in letzer Zeit wirklich viel passiert!

Er war auch zur Stelle, als uns ein Stück Wiese eingefallen war. Das durchlöcherte Abflussrohr unserer Waschmaschine hat den Boden weggespült. Anscheinend wird das Abwasser hier nur irgendwie in ein Kiesbett im Boden geleitet und versickert dann. Nicht gerade sehr umweltfreundlich und mit unseren deutschen Standards nicht zu vergleichen. Kläranlagen gibt es hier nicht. In der Regel hat jedes Haus – zumindest hier im Stadtgebiet – einen Septiktank untendrunter.


So gibt es wirklich immer was zu tun, am und ums Haus. Und auch an Mathias flugfreien Tagen wird ihm nicht langweilig. Jetzt da Familie Köhler für sechs Monate in Deutschland ist, ist es nun unsere Aufgabe, die drei Pilotenhäuser auf dem Compound in Schuss zu halten und auch die Außenanlagen drumherum zu pflegen.

Da sind wir echt dankbar, dass wir ein Hausmädchen zum Putzen haben und auch die neue Familie aus dem Hochland sich so investiert. Mittlerweile wachsen zusätzlich zu den Papayas und Ananas auch Erdnüsse und Melonen auf dem Compound. Hier ist im Vergleich zu Deutschland das ganze Jahr über Pflanz- und Erntezeit.


Wir wünschen euch und uns, dass neben den essbaren Früchten unser Alltag immer mehr auch geistliche Früchte zum Vorschein bringt, die anderen Menschen zur Stärkung dienen. In diesem Sinne auch euch eine ertragreiche Pflanz- und Erntezeit!

Hausbau im Busch


Das ist Eleisha. Er „näht“ gerade eine „Dachschindel“ für sein Haus. Dazu verwendet er die sehr starken und robusten Blätter der Sagopalme, aus der auch das Grundnahrungsmittel im Flachland, das Saksak, gewonnen wird. Der Dachschindel wird anschließend in der Sonne getrocknet und aufs Dach gebunden. Die Häuser nennt man Haus Morota und sie sind tatsächlich dicht gegen Regenwasser. Ab und an konnte man jedoch den Rauch des Kochfeuers durchs Dach nebeln sehen.

Normalerweise wird im Haus Win gekocht. Das ist ein kleineres Häuschen direkt neben dem Wohnhaus. Nicht auf Stelzen und auch mit ohne Wände. Damit eben der Wind durchwehen kann. Hier im Haus Win trifft man sich auf einen Schwatz, hier wird auch gekocht – und in diesem Falle wird das Haus Win sogar noch als Kürbisbeet genutzt.

In Moropote haben wir jede Menge Hausbaustellen gesehen. Die Häuser verwettern und vermodern. Logisch, bei hundertprozent Naturmaterial. So muss man spätestens nach 5 Jahren an einen Neubau denken. Und dieser passiert ja auch nicht über Nach. Und der Baumarkt im Busch hat keine Regale mit entsprechenden Fertigteilen. Diese muss man alle selbst herstellen...


Beim Schulleiter der Bibelschule wurden wir auf eine Tasse Tee eingeladen und so hatten wir die Möglichkeit, solch ein Haus Morota auch einmal von innen zu sehen. Alles wirklich hundertprozent Buschmaterial! Die Häuser stehen in der Regel einen guten Meter erhöht, also auf dicken Holzpfosten. Komplette Pfahlbaukonstruktionen. Der Boden aufgespaltene Rinde, nicht ganz dicht – hat den Vorteil, dass beim Ausfegen der Dreck gleich durchrieselt ;o) Die Räume sind durch Zwischenwänden aus geflochtenen Grasmatten voneinander getrennt, oftmals mit einem zweifarbigen Muster. Als Zimmertür dienen Vorhänge. Die Haustür ist in der Regel massiv. Möbel sind selten. Geschlafen wird auf dem Boden auf dünnen Grasmatten oder, wer es sich leisten kann, auf einer dünnen Schaumstoffmatratze.

Das sind einige der Familienwohnhäuser der Bibelschule.

Die Bibelschule gehört zur PIM, Pacific Island Ministries, die eng mit der Liebenzeller Mission zusammenarbeitet. Hier gibt es eine zweijährige Ausbildung und anschließend wird man – je nach Berufung – zum Pastor, Evangelisten, Sonntagsschulkoordinator etc. Zurzeit studieren hier sieben Männer und eine Frau. Alle wohnen mit ihren Familien auf dem Gelände und sind auch da verantwortlich, ihr Haus in Schuss zu halten. Gestaunt haben wir über einen älteren Mann aus Okisai, wie rüstig und agil er Pfähle aus dem Busch geholt hat, um den Eingangsbereich seines Häuschens auf Zeit zu erweitern.

22 Mai 2010

Getroffen!

Kaum zu glauben, dass mit so einem hölzernen Bogen früher Stammeskämpfe ausgefochen wurden. Heute wird der Bogen nur noch zur Jagd im Busch oder im Wasser verwendet. Der Bogen besteht aus einem besonderen Hartholz. Die Hartholzbäume stehen nicht gerade um die Ecke, sondern hoch im Gebirge. Aber es darf ja auch ein bisschen Mühe und Schweiß kosten, um den besten Bogen zu bekommen. Als Sehne wird ein Stück Bambus verwendet. Erstaunlich was diese Sehne alles aushalten kann. Der Pfeil ist ein dünner Bambus-Schaft mit einer Hartholz-Spitze. Manche Spitzen sind einfach nur spitz, andere Spitzen bestehen eigentlich aus drei und werden für den Fischfang verwendet. Und wieder andere Spitzen sehen aus wie ein kleines Paddel und werden aus geschliffenen Bambus-Schalen hergestellt.

Und wie geht man mit so einem Bogen um? Der Bogen wird mit der linken Hand so gehalten, dass der Zeigefinger den Pfeil umschließt aber nicht festhält. Die rechte Hand zieht mit Mittel- und Ringfinger die Sehne zurück und Daumen und Zeigefinger halten das Ende des Pfeiles fest. Mit viel Kraft wird wird die Sehne gespannt und das Ziel anvisiert.

Zack! Bum!

Und getroffen ergibt sich die Kokosnuss in fünf Meter Entfernung - kampflos.
Und wie macht man einen Bogen transporttauglich? Indem man mit den Knie den Bogen beugt und die Sehne löst. Ganz einfach!

21 Mai 2010

Kukim na kaikai Saksak

Das ist ein Urwaldtopf. Hundertprozent Natur. In diesen Töpfen wurde auch das Saksak aufgefangen. Anscheinend waren diese Töpfe sogar feuertauglich. Jedenfalls erzählte man uns, dass die Tumbunas, also die Vorfahren, damit früher auch über dem Feuer gekocht haben. Wahrscheinlich nicht allzuoft pro Topf... Allzulang dürfte das noch nicht her sein. Heute haben die Leute im Busch Alutöpfe.

Hier seht ihr Ester, wie sie ein Bananenblatt über dem Feuer desinfiziert. Zwei davon legt sie dann in eine Bratpfanne und bröselt trockenes Saksak darauf.

Damit das Ganze auch noch etwas Geschmack bekommt – Saksak als solches schmeckt fast nach gar nix – kommt noch das Innere einer Urwaldfrucht darüber. Einen Namen für diese rote Frucht konnte sie uns nicht nennen, Frut bilong bush, em tasol.

Dann wird alles in den Bananenblättern eingeschlagen und verpackt und aufs Feuer gestellt. Obenauf kommen noch heiße Steine. Freiluft-Ober-Unterhitze-Backen sozusagen ;o)

An diesem Tag ist das das Abendessen der Familie.

18 Mai 2010

Wokim Saksak

Freitagmorgen wollen wir mal den Unterricht in der Bibelschule besuchen. Diese liegt auf der anderen Seite des Flusses.

Wir sind später dran als geplant. Nun ja. Ausschlafen tut auch mal gut! ;o)

Als wir zum Fluss kommen, sehen wir zwei Frauen und eine Handvoll Kinder. Auf dem Kiesbett des Flusses liegen die Blätter einer umgehauen Sagopalme. Diese werden später zu Dachschindeln verarbeitet. Dazu ein ander mal mehr...

Jetzt geht es erstmal um das Innere des Baumstammes: Zwei Frauen wechseln sich ab, das Mark der Sagoplame kleinzuhacken. Vorher musste natürlich erstmal die Rinde längs des Baumstammes gespalten werden, um das rosaorangene Mark freizlegen. Mit ihren selbstgemachten Steinäxten arbeiten sie sich so mühevoll den Stamm entlang.

Die Späne werden auf Rindenteilen oder in Plastiksäcken gesammelt.

Wir gehen derweil zur Bibelschule. Eine Brücke gibt es nicht. Also waten wir durch das erfrischende kühle Nass.

Wir setzen uns in die Klasse und hören eine Einheit zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Glauben der Siebentags Adventisten. Wir lernen auch noch was!

Das Zuhören wird etwas erschwert durch den aufs Wellblechdach trommelnden Regen.

Nach der Lektion ist Pause. Zeit, unsere kleinen Mitbringsel zu verteilen und ein wenig ins Gespräch zu kommen, wie unterschiedlich Glauben in der Öffentlichkeit, in den Medien und in den Schulen gelebt wird, vergleicht man Deutschland und Papua Neuguinea.

Durch den zwischenzeitlichen Regen ist uns dann auch der Rückweg durch den Fluss unmöglich. Jetzt kommt braune Brühe und der Wasserstand ist auch beträchtlich angestiegen. Wir bleiben also noch diesseits des Ufers.

Auf der anderen Flussseite sind die Frauen schon beim nächsten Arbeitsgang: dem Auswaschen der Sagospäne in selbstgezimmerten Vorrichtungen aus dem, was im Busch zu finden ist.

Der Leiter der Bibelschule lädt uns derweil zu einem Tee in sein Haus ein. Auch interessant, so ein typisches Buschhaus mal von innen zu sehen!

Der Regen lässt nach und so auch der Wasserstand. Auch die Klarheit des Wassers kehrt zurück, sodass wir uns auf den Heimweg machen können.

Die Frauen sind noch immer damit beschäftigt, das Sago zu waschen und tragen nach und nach die Sagospäne zur Waschstelle.

Die Rinne wird gefühlt mit den Spänen und mit Flusswasser übergossen. Dieser Brei wird dann mehrmals durchgewalkt, bevor er durch einen Stofffetzen ein letztes Mal ausgedrückt und über die Rinne geschmissen wird.

Aufgefangen wird das ganze wieder in einer Wanne aus Buschmaterial. Darin setzt sich die ausgewaschene Stärke ab. Überschüssiges und nachlaufendes Wasser fließt ab. Em tasol. Das wars. Danach gilt es nur noch, die vollen Urwaldtöpfe heimzutragen. Das reicht dann ein paar Tage. Um die Gestelle und die ausgewaschenen Sagospäne kümmert sich die Natur...

Gelagert wird das Sago einfach in Plastiksäcken oder auch Schüsseln in Hausnähe. Dort holt man sich, was man zum Kochen braucht. Wie gekocht wird, erfahrt ihr in einem nächsten Blogeintrag. Aber der muss erst noch geschrieben werden ;o)

16 Mai 2010

Vanille

Was haben Vanille und Menschen gemeinsam?

Nach der Befruchtung dauert es neun Monate, bis eine Vanilleschote geerntet bzw. ein Baby geboren wird. Da mussten wir staunen!

Bei der Vanille muss man sich außerdem künstlicher Befruchtungsmethoden bedienen. Die Blüten, die in der Regel nur ein oder zwei Tage offen sind, befruchtet man am besten in der Morgenzeit. Dazu braucht man ein dünnes Stäbchen oder einen stabileren Grashalm. Dann holt man vorsichtig ein kaum stecknadelgroßes Kügelchen aus einem Teil der Blüte und versetzt es in den Blütenkelch. Em tasol. Die Schwierigkeit dabei ist außerdem, dass einem das Kügelchen nicht runterfällt. Es ist unwiederbringlich verloren. Verpasst man diesen Befruchtungszeitpunkt, fallen die Blüten ab und es wächst keine Frucht. Man muss im Prinzip täglich seine Runde drehen im Vanillegarten und schauen, wo es Blüten gibt.

Vanille braucht einen sonnigen Standort. Sie wächst in langen Schlingen, die sich um einen Baum winden. Man muss deshalb immer schauen, dass sie in erreichbarer Höhe sich auf- und abwinden und so um den Baum drumherumwachsen.


Nach der Ernte müssen die Bohnen im Haus ersteinmal ein paar Tage lagern, am besten in einer Plastiktüte, und vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Erst dann werden sie braun. Danach soll man sie 2-3 Wochen täglich eine Stunden in die Sonne legen, um sie bis zu 30% auszutrocknen. Danach sind sie verkaufsfertig.

Mandy liebt Vanille! Ob Obstsalat, selbst gemachte Vanillesoße, Kuchen, Kokosmakronen, Marmelade – unser Verbrauch ist ordentlich. Der ein oder andere von euch, holte diesen Duft ja auch schon aus seinem Briefkasten ;o)

Manchmal bekommt Mathias ein Päckchen Vanille geschenkt, wenn er irgendwo landet. Einfach als kleines Dankeschön und Anerkennung, dass er mit dem Flugzeug ins Dorf kommt, die Menschen reisen können, Handel treiben können, ins Krankenhaus können, Manchmal wird es ihm zum Verkauf angeboten. Preislich nur ein Bruchteil dessen, was wir in Deutschland dafür zahlen. Für die Arbeit, die dahinter steckt, eigentlich beschämend wenig.

Auch in Moropote klopfte es eines Abends an die Tür, ob wir Interesse an Vanille hätten. Logisch! So kam Timothy am andern Morgen und bot uns zwei Bündel Vanille an. Mathias prüfte die Qualität: ein Bündel war gut getrocknet, das andere noch recht feucht. Aber dennoch: wir kauften ihm beide ab. Und nun trocknen wir die Vanille täglich noch eine Stunde auf unserer Veranda.

Vor Jahren hat der Vanilleexport in PNG wirklich geboomt. Aber einige Vanillebauern haben lange Nägel in die Vanillebohnen getan, um das Gewicht künstlich zu beeinflussen. Das ging nur kurzfristig gut. Wurden früher 800 Kina für ein Kilo Vanille gezahlt, sind es heute nur noch 80 Kina (ca. 25 Euro).

15 Mai 2010

Ein Morgen in der Schule

Donnerstagmorgen 8 Uhr gingen wir in die Schule. Wir wollten gern bis zur großen Pause mal den Unterricht in Moropote beobachten. Begonnen wurde mit der Nationalhymne und mit Gebet. Vielleicht würde das unserem deutschen Nationalbewusstsein und unserer eigentlich christlichen Kultur in Deutschland auch wieder neu gut tun, den Unterrichtstag so zu beginnen. Aber stattdessen verbannen wir alles christliche immer mehr aus unserem öffentlichen Alltag. Da liegt bestimmt kein Segen drauf!

Dann folgen ein paar Bewegungsübungen. Die Lehrerin gibt Kommandos wie Aufstehen, hinsetzen, Arme hoch, ein Arm hoch, beide Arme hoch, Arme runter usw. Auf Tok Pisin und anschließend auf Englisch. Das ganze ist gleichzeitig auch Sprachtraining. Denn in ihren Familien wachsen die Kinder in der Regel mit der Stammessprache, dem sog. Tok Ples auf. In der Elementary School (Klassen 1-3) wird auf Tok Pisin unterrichtet und gleichzeitig die englische Sprache eingeführt. Diese spielerischen Übungen werden immer wieder in den Unterricht eingestreut.


So kam es dann irgendwann, dass auch ich gefragt wurde, ob ich irgendwas mit den Kindern machen wolle in Sachen Englisch. Head, Shoulders, Knees and Toes ... das Lied habenw ir dann gemeinsam gesungen und uns entsprechend bewegt. Die Kids hatten mächtig Spaß und kamen am Ende kaum noch hinterher, als das Tempo schneller wurde.


Den ersten Teil des Unterrichtsvormittags wurde viel rezitiert und gemeinsam gesprochen und gelesen. Anfangs ein Bibelvers, den die Kinder in einem Buch mitlasen. Die Lehrerin erklärte noch ein wenig die Bedeutung.

Anschließend wurden sämtliche Tafelanschriebe und Lernplakate, die im Schulraum hingen, im Chor gelesen: Das Alphabet als Lautschrift, als Buchstabennamen und sogar als Phonetisches Alphabet, ein Anlautalphabet, Lautbeispiele der englischen Vokale mit Beispielwörtern, die Monatsnamen.


Danach wurde gemeinsam ein Storybook gelesen. Die Geschichte einer Entenfamilie auf Tok Pisin. Die Lehrerin las vor, danach die Kinder wieder im Chor, erst gemeinsam, dann die Mädels, dann die Jungs und am Schluss noch mal alle.

Und wieder die Frage an uns, ob wir noch was machen wollen. Jetzt war Mathias dran – bei allen im Dorf und auch bei den Kinder eher bekannt als Pailot ;o)


Das Phonetische Alphabet war ein guter Impuls, den Kindern bisschen was aus der Fliegerei zu erzählen und ihnen zu erklären, dass jedes Flugzeug einen eigenen Namen hat. Schnell ist ein Flugzeug an die Tafel gemalt und den Kindern erklärt, an welcher Stelle sich die Namen des Flugzeuges befinden. Wir sind tags zuvor gekommen mit MFL – Mike, Foxtrott, Lima.

Ein anderes Flugzeug heißt MFK. Wer kann den Namen lesen? Es dauert ziemlich lang, bis sich manche Kinder trauen, etwas zu sagen. Die Lehrerin flüstert von hinten ... Mathias muss die Lösung selbst bringen. Ein weiteres Flugzeug, welches gerade von Australien nach Papua Neuguinea geflogen wird, hat folgenden Namen: MFM. Wer kann ihn lesen? ... Wir merken, dass es den Kindern sehr sehr schwer fällt, das Auswendiggelernte anzuwenden und in die Praxis umzusetzen, wenngleich alles an der Tafel steht. Ein Kind schafft es dann schlussendlich doch, den richtigen Namen zu nennen: Mike, Foxtrott, Mike.

Nun ist es auch nicht mehr lang bis zur großen Pause. Wir schenken der Schule noch einen Volleyball, der freudig entgegengenommen und sofort warmgespielt wird.

Einerseits denken wir, dass hier mit wenigem viel gemacht wird. Das Dorf kann dankbar sein, dass eine Lehrerin einen Mann aus Moropote geheiratet hat und wohl auch längerfristig unterrichten wird an der Schule. Ihr Mann passt derweil auf das sechs Monate alte Baby auf. Die Ausstattung ist mit denen unserer deutschen Schulen kaum zu vergleichen. Andererseits

liegt der Schwerpunkt auf dem Auswendiglernen. Die Anwendung und der Transfer fehlen. Die Lehrerin meint auch, dass es sehr viele sog. Langsamlernen in der Klasse gibt.

Frühförderung in Elternhaus und Kindergarten, so wie wir es in Deutschland kennen, gibt es in PNG nicht. Kinder wachsen hier auf und werden von Anfang an in die Routinen des täglichen Überlebens eingebunden: Gartenarbeit, Wasserholen etc.

Da wir einen Tag später wie geplant abreisten, nutzen wir den Montagmorgen nach der Pause noch einmal für einen Besuch in der Schule. Mathematik stand auf dem Plan. Auch hier wieder: erst wurden sämtliche im Schulraum hängenden Lernplakate im Chor durchgesprochen. Die Zahlen von eins bis hundert vorwärts und rückwärts, dann sogar die Zahlen nach dem Schema „Zahl - Buchstabieren des Zahlwortes - Zahl“. Waren wir vielleicht froh, dass nach 20 Schluss war! Weiter gings mit Umrechnungen in Bezug auf Zeit und Kalender und Additionsaufgaben im Zahlenraum bis 20.

Uns war schnell klar, dass es mit Kopfrechnen nicht weit her sein kann. Das bestätigte sich dann auch schnell, als die Lehrerin wissen wollte, was 12+8 ist. Großes Schweigen. Sie verwies auf die Zuhilfenahme der Rechenstäbe: 12 abzählen, 8 abzählen, alle zusammen abzählen. Nun ja, nicht wirklich förderlich...

Mandy machte dann auch spontan eine längere Einheit zu den Additionsaufgaben mit dem Ergebnis 10 – eine Basiskompetenz der Zahlzerlegung und des Kopfrechnens. Erst Erklärung mit entsprechend anschaulichem Tafelanschrieb, anschließend Demonstration der Zahlzerlegung mit 10 Kindern als „Anschaungsmaterial“, danach Anwendung im sog. Eckenrechnen, einem kleinen Rechenwettstreit mit jeweils vier Kids. Das machte den Kindern Spaß! Aber viele tun sich echt schwer, anstelle der Ergänzungszahl zu Zehn nannten sie den Vorgänger und Nachfolger... Hier gibt es wirklich noch viel zu tun in Sachen Rechenkompetenz! Nicht nur für die Schüler, sondern wie ich den Eindruck hatte auch in Sachen Fachdidaktik für die Lehrer.

Zu guter Letzt sollten die Kids den Tafelanschrieb ins Heft übertragen. Auch das schien für manche eine große Herausforderung zu sein.

Kinder, deren Eltern noch kein Schulgeld gezahlt hatten, mussten auf eine Schiefertafel schreiben; konnten sich also nicht mal die Sachen mit nach Hause nehmen zum Lernen.

Am Dienstag dann am Flugplatz, als Martin uns nachmittags abholte, waren natürlich auch die Kinder zur Stelle. Ich fragte sie nach den Zehnerzahlen – wieder nur Raten. Wie enttäuschend!

14 Mai 2010

Umschwärmt

Das ist Koki. So heißt dieses bunte Federvieh immer hierzulande. Aber ob es der richtige Name dieses Wesens wirklich ist, das mögen wir mal stark bezweifeln. Vielleicht kann uns ja jemand aufklären...

Jedenfalls gehört Koki zu Moropote und ist immer dort, wo was los ist. Landet ein Flugzeug, ist er da. Mathias hat immer Angst, Koki landet irgendwann mal im Propeller...

Sitzen die Dorfbewohner vorm Radiohaus und schnacken miteinander, hat Koki auch immer einen Kommentar auf Lager.

Sitzen wir mit Luke, Ester und den Kindern im Haus Win, auch da ist Koki da und wirft ab und an mal einen Kommentar ein. Wenn er Glück hat, fällt für ihn auch kulinarisch was ab, zum Beispiel ausgelutschtes Zuckerrohr oder Bananen.

Ab und an fliegt er auch, wie von einer Tarantel gestochen, plötzlich los und zwischen den Köpfen hindurch. Einmal um die Station und dann ist er schon wieder da. Sein eigentliches Zuhause ist wohl auf der anderen Seite der Landebahn, aber wahrscheinlich ist´s bei uns einfach interessanter...

Wie schon gesagt, kommt ein Flugzeug, kommt Koki. So auch bei unserer Abreise. Von Mathias hat er sich dann sogar noch persönlich – oder sollte man sagen vögelich – verabschiedet.

13 Mai 2010

Lehrer gesucht

Am oberen Ende des Airstrips ist die Primary School. Sie ist für die Klassen 3-6. Links sind zwei Klassenräume. Das mittlere Haus ist das Office und rechts ist das Haus Win für die Schule. Aus ihm sollen zwei weitere Klassenräume entstehen – einfach Wände drumherum und fertig...

Isaak erzählt: Das ganze Dorf hat geholfen, die Schule für das neue Schuljahr herzurichten. Aber der Lehrer kam aus den Weihnachtsferien nicht zurück. Nun sind die Kinder daheim – sindaun nating, hängen rum.

Leider keine Seltenheit in PNG. Wer lebt schon gern ein Jahr getrennt von seiner Familie und seinem Dorf irgendwo anders im Land? Dazu noch mitten im Busch, wo es nichts gibt und wo die Infrastruktur des Landes es einfach nicht hergibt, in den kurzen Ferien nach Hause zu reisen... Da ist dann auch ein eigenes großes Lehrerwohnhaus nicht Lockmittel genug...

Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes klopfte es an unsere Tür. Samson, der Präfekt der Schule, also der, der sich um den Schulbetrieb kümmert. Er fragt, ob wir einen Waitskin kennen würden, der bereit wäre, nach Moropote zu kommen und die Schule zu übernehmen?

Also – wer von euch fühlt sich dazu berufen?! Unterkunft vorhanden, inklusive Haus Win und Airport-Anbindung ;o), Bananenwald ist ebenfalls um die Ecke ...

Man spürt Samson die Enttäuschung über das vergeudete Schuljahr ab und stückweit auch die Hoffnungslosigkeit, dass sich auch im neuen Jahr niemand findet.

Die Regierung macht zwar tolle Bildungspläne, aber um die Umsetzung an der Basis scheint sie sich nicht zu kümmern.

Betet mit uns, dass sich bald jemand findet, der mit Herz und Verstand sich in diese Schule einbringt und die Kinder in Moropote weiterführend unterrichtet.

Blütenzauber

Nachdem wir unser Häuschen bezogen haben, machen wir einen ersten Erkundungsgang um den Airstrip. Es dauert nicht lang, da haben wir schon den ersten Begleiter, Isaak. Er ist der Bruder unseres Nachbarn Luke, des Stationsleiters und MAF-Agenten des Dorfes.

Dadurch erfahren wir schon das ein oder andere über das Dorf. Wir unterhalten uns in Tok Pisin.

Stolz zeigt er uns auch sein Haus – oder sollte man besser Wohnanlage dazu sagen?

Stolz ist er auch auf seine vielen Blumen, die er ums Haus angepflanzt hat. Er scheint ein gutes Händchen dafür zu haben.

Blumengärten sind in PNG übrigens Männersache. Die Frauen kümmern sich um die Gemüsegärten – und diese sind nicht ums Haus rum, sondern irgendwo im Urwald versteckt, also eine kleine Wanderung entfernt.



Sonderurlaub im Busch

Genau! Mittlerweile sind wir wieder da und so nach und nach werden wir das ein oder andere Erlebnis aus dieser Zeit hier hochladen.

Vom 5. bis 11. Mai waren wir in Moropote. Das ist ein kleines Dorf zwischen der Sepikebene und dem Hochland mit ca. 200 Einwohnern. Keiner weiß genau, wie viele Leute da wirklich wohnen – wir fragten 3 verschiedene Leute und die Angaben schwankten zwischen 150 und 250...

Dieser Sonderurlaub trägt eigentlich den Namen MAF-Bush-Orientation und ist Teil des Ankommens für neue ausländische Mitarbeiter hier bei MAF PNG. Man kommt ins Land, hat zwei Wochen Sprachkurs und danach wird man damit in ein Buschdorf geschickt, um die Sprachkenntnisse anzuwenden und zu vertiefen sowie um Land und Leute kennenzulernen. Außerdem erlebt man dadurch auch, wie abgeschieden die Menschen leben und wie wichtig der Flugdienst von MAF ist.

Was für uns eine knappe Stunde Flug war, bedeutet auf dem Landweg eine achtstündige Fahrt mit dem PMV, dann steigt man für einen weiteren Tag in ein Kanu mit Außenbordmotor und den letzten halben Tag ist man noch zu Fuß unterwegs.

Martin flog uns vergangenen Mittwoch nach Moropote, wo uns die Menschen schon am Landeplatz freudig und neugierig empfingen.

Als kleines Willkommensgeschenk erhielten wir jeder eine Kette.

Nachdem ausgeladen war, ist Martin auch gleich wieder gestartet. Er hatte noch ein längeres Flugprogramm an diesem Tag.

Und wir haben unser Airstrip-Inn-Hotel bezogen: Ein ehemaliges Missionshaus in klassischer Holzhausbauweise mit Wellblechdach und sogar Solarzelle obendrauf, gebaut 1985, renoviert und erweitert vor ca. 5 Jahren. Wir freuen uns an dem Luxus des Gasherds, der Regenwassertankleitung, WC und Eimerdusche, einem Bett mit Moskitonetz und ausgestatteter Küche sowie des elektrischen Stroms. Klein, aber fein.

All unsere Nachbarn für diese Woche wohnen auf Stelzen-Häusern. Gebaut nicht aus gehobelten Brettern, sondern grob bearbeitetem Buschmaterial. Dennoch recht großräumig und teilweise wirklich liebevoll mit geflochtenen Buschmatten als Raumteiler bzw. Fensterläden. Nebenan in der Regel ein sog. Haus Win. Dort trifft man sich zum Schwätzchen halten. Meist hat es auch eine Feuerstelle und dient als Kochstelle.

Etwas vom Wohnhaus entfernt, zwischen den Büschen hinterm Haus versteckt gibt es noch das Haus Liklik – für die gewissen persönlichen Geschäfte...



Auf dem Foto das ist Eleisha. Er arbeitet gerade an einem neuen „Dachschindel“ und „näht“ die Blätter der Sagopalme entsprechend zusammen. Danach wird das ganze in der Sonne getrocknet und irgendwann aufs Dach gebunden oder genagelt.

03 Mai 2010

1. Mai _ AusFLUG

Am Samstag hatten wir zum zweiten Mal die Gelegenheit ein Buschdorf zu besuchen. In Tinboli verabschiedete sich ein Schweizer EBC Missionsehepaar. Ich darf sie dort hin fliegen und Mandy darf mit :-)

Sie haben die Missionsarbeit nach vielen Jahren in die Hände der Einheimischen übergeben.

Zum Abschieds-Gottesdienst war die Buschkirche voll. Männer und Frauen sitzen nach Brüdergemeindetradition getrennt. Rudi, der schweizer Missionar, hält 90 Minuten eine eindrucksvolle Predigt über Verantwortung und „in Besitz nehmen“. Die Missionsarbeit ist in Tinboli ca. 50 Jahre alt. Verglichen mit der jahrhundertalten Geschichte des Christentums in Europa, befindet sich die Gemeinde in Tinboli noch in den Kinderschuhen.

Am Ende des Gottesdienstes bekommen Rudi und Judith Abschiedsgeschenke und auch Mandy und ich werden bedacht.


Mandy hält einen traditionellen Bastrock an ihre Taille. George, der Pastor sagt, dass sie vergangene Woche, als die den Landeplatz gemäht haben, teilweise in diesen Kleidern gearbeitet haben.

Mittlerweile ist diese traditionelle Kleidung auch im Busch verschwunden und die Leute tragen Second Hand Kleider.


Mandy und ich haben uns ein bisschen in Tinboli umgesehen: ein großes Dorf, in dem ich zum ersten Mal in PNG doppelstöckige Häuser aus Baumpfählen gesehen habe.


Wir werden zu einer Kakao-Fermentier-Anlage geführt und bekommen eine kleine Einweisung wie das Ding funktioniert. Mandy hatte die Einführung am vergangenen Samstag in Munduku, jetzt war ich dran :-)


Tinboli ist ein erstaunlich entwickeltes Dorf, es sieht sehr sauber aus und hat die größte Grundschule in diesem Gebiet. Zu Tinboli gehören noch viele kleinere Dörfer, die um Tinboli herum entstanden sind.


Trotzdem gibt es auch Probleme in dem Dorf. Vor Jahren gab es einen funktionierenden Gesundheitsposten. Das sind kleine Häuser, in denen ein medizinisch trainierter Einheimischer Medikamente an die Menschen austeilt oder auch ein Notfallflug ins nächstgelegene Krankenhaus organisieren kann. Der Gesundheitsposten ist schon seit langem unbesetzt und verfällt. Die Gesundheitsposten im Land wurden in der Regel von Missionen und Kirchen eingerichtet. Irgendwann wurden sie in einheimische Hände übergeben und sollten nun vom Staat unterhalten werden – der sich ganz offensichtlich nicht um die Gesundheit der Einheimischen kümmert.


Nach vier Stunden und einem leckeren Reisgericht mit Grünzeug machen wir uns wieder auf den Rückflug nach Wewak. Schon während des Gottesdienstes hat es geregnet und ich fragte mich wie der Rückflug wohl wird.

Es waren immer noch Schauer in der Gegend von Tinboli. Wir warten eine Lücke in den Schauern ab und starten. Zwischen Tinboli und Wewak steht eine große, dunkle Wolke und drumherum viele Schauer. Wir können unter den Wolken und zwischen den Schauern durchfliegen und sind 30 Minuten später wieder in Wewak.


Wir sind sicher, dass Gott uns einen Weg geschaffen hat, um diesen Einsatz in Tinboli zu ermöglichen. Schon der Hinflug war spannend. Kaum sind wir in Wewak gestartet und über den Berg Richtung Tinboli unterwegs, sehen wir eine Wolkendecke so weit das Auge reicht. Ich bin lange Zeit am überlegen, ob es besser wäre umzudrehen, nach Wewak zurückzufliegen und nochmals eine Stunde zu warten, bis die Sonne den Morgennebel vertrieben hat. Mandy stellt ebenfalls fest, das die Wolken nicht sehr verheißungsvoll aussehen. Aber mit genug Treibstoff im Tank für drei Stunden Flug und einer Flugzeit von 30 Minuten nach Tinboli hätten wir über Tinboli noch eine Weile kreisen können.


Wir haben nicht kreisen müssen, denn fünf Flugminuten vor Tinboli brach die Wolkendecke auf und immer größere Löcher werden sichtbar. Wenn Gott das Wasser im Roten Meer teilen kann, dann hat er heute für uns die Wolken geteilt.


Auf dem Rückflug dasselbe. Wären wir eine Stunde später gestartet, wären wir wahrscheinlich mitten durch ein rießiges Niederschlagsgebiet geflogen, mit schlechter Sicht, niedrigen Wolken und vielleicht sogar Gewitter. Stattdessen hat Gott uns einen Schön-Wetter-Korridor bereitet, durch den wir einfach nur durchfliegen mussten.